Studien zur Geschichte (eBook)

Altertum - Mittelalter - Neuzeit

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 5. Auflage
356 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-5645-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Studien zur Geschichte -  Rolf Helfert
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Dieses Buch enthält acht Texte, die zwischen 2006 und 2023 einzeln veröffentlicht worden sind. Zwei betreffen das Altertum: der 3. punische Krieg und die Spätantike der Zeit um 400. Die Abhandlungen über Kaiser Ludwig IV. und Kaiser Sigismund beinhalten Themen zur mittelalterlichen Geschichte. Mallorcas Vergangenheit berührt Altertum, Mittelalter und Neuzeit. Die letzten drei Beiträge basieren auf bisher größtenteils unbekannten Archivalien zur preußisch-deutschen Geschichte: Antisemitismus, Hochverrat, preußischer Heeres- und Verfassungskonflikt. In allen Studien geht es vor allem um die Analyse. Dem interessierten Laien sollen Erkenntnisse, die über den Rahmen des jeweiligen Themas hinausgehen, geboten werden.

2. Roms grausamster Feldzug. Die Zerstörung Karthagos im 3. punischen Krieg


Dem Menschen aber macht es Freude,
seinen Mitmenschen zugrunde zu richten.

Seneca

Der Weg in die Katastrophe

„Laut schreiend“ rissen die karthagischen Gesandten „die Hände empor“ und schleuderten „erbitterte Flüche den Römern ins Gesicht“. Sie „warfen sich auf die Erde und schlugen sie mit ihren Händen und Häuptern; manche „rissen sich sogar die Kleider vom Leibe und zerfleischten ihren Leib, man hätte sie für wahnsinnig halten können“.

Zuvor hatte der Konsul Censorinus das Todesurteil über Karthago verkündet. „Denn diese eure Stadt“, sprach er, „wollen wir von Grund auf zerstören!“ Drei Jahre später, 146 v. Chr., wurde das blühende Karthago eingeäschert.

Warum dies geschah, ist umstritten, zumal nur (oft bruchstückhafte) römische Berichte vorliegen. Die Landmacht Rom und das maritime Karthago der Fernhändler hätten sich arrangieren können. Mehr als 200 Jahre lang, von 508 bis 278 v. Chr., regulierten Verträge die beiderseitigen Einflusssphären.

Der erste punische Krieg begann, weil Rom die zugesicherte Integrität Siziliens nicht anerkannte. Ebenso willkürlich entfesselten die Herrscher am Tiber den zweiten Krieg; erneut ignorierten sie gültige Vereinbarungen.

Dank seines Staatsbewusstseins behielt Rom jedes Mal die Oberhand. Der Senat befehligte Bürgerheere, während Karthago Söldner einsetzte, die nur bei der Fahne blieben, wenn sie Geld erhielten. Jahrelang meuterten die Söldner und hätten Karthago beinahe ruiniert.

Auch war Roms Verfassung flexibler und sozial durchlässiger gestaltet als die karthagische. Mittels eines abgestuften Bürgerrechts und relativer Freizügigkeit der „Bundesgenossen“ funktionierte der römische Staat gut. Karthago behandelte seine Bundesgenossen wie „Untergebene“; im Krieg neigten sie zur Treulosigkeit.

Trotz schwerer Niederlagen gab Rom nie auf. Hannibal verkannte die mentale Härte der Römer. Freilich wohnte dem römischen Denken eine fürchterliche Kehrseite inne. Nicht einmal Hannibal gedachte Rom zu vernichten; der Senat aber duldete keine Konkurrenz.

Verlorene Schlachten belasteten die Punier weit stärker. Hannibals Vater, Hamilkar, bemängelte, dass Karthago 241 v. Chr. den Kampf vorzeitig abgebrochen habe. Nach dem Ende des zweiten punischen Kriegs verpflichtete Hannibal die karthagische Oberschicht, öffentliche Projekte zu finanzieren. Jedoch verrieten die Oligarchen Hannibal an Rom und stellten ihre Eigensucht über das Wohl des Staates.

201 v. Chr. nahmen die Punier drakonische Friedensbedingungen hin. Alle nichtafrikanischen Ländereien mussten sie preisgeben. Binnen 50 Jahren hatten die Karthager 10 000 Talente Silber zu entrichten. Fast jedes Kriegsschiff verloren sie. Zwar blieb Karthago unabhängig, durfte aber nur innerhalb Afrikas Krieg führen und benötigte hierzu Roms Erlaubnis. Garantiert wurde der verbliebene karthagische Besitzstand. Allerdings sollte der Numiderkönig Masinissa nicht genannte punische Territorien erhalten. Karthago war keine Großmacht mehr.

Masinissa und Cato

Dennoch gedieh das Restreich demographisch genauso wie ökonomisch. Schon 191 v. Chr. wollte Karthago die noch ausstehende Reparationssumme begleichen und weckte deshalb in Rom das Unbehagen.

Häufig okkupierte Masinissa karthagisches Gebiet; parteiische „Schiedssprüche“ der Römer legitimierten solche Gewaltakte. Weil der skrupellose Numider das gesamte punische Land beanspruchte, obsiegten in Karthago jene, die verlangten, Masinissa zu bekämpfen.

Faktisch gab es für die Punier nur zwei Varianten des Untergangs: entweder vereinnahmte sie Masinissa oder Rom intervenierte. Als der unersättliche König 153 v. Chr. das Bagradastal begehrte, hielt Rom Karthago so lange hin, bis Numidien erneut triumphiert hatte.

Dann kam eine senatorische Delegation unter Marcus Porcius Cato. Die Karthager beklagten das Vorgehen Masinissas und lehnten weitere römische Schiedssprüche ab. Catos Argusaugen erspähten die Wirtschaftskraft des Gegners; er forderte nun Karthagos Zerstörung.

Als Masinissa 150 v. Chr. eine karthagische Stadt belagerte, griffen die Punier zur Waffe, ohne Rom gefragt zu haben. Ihr Feldherr Hasdrubal zog mit 58 000 Mann gegen Numidien; sie wurden völlig geschlagen.

Angsterfüllt versuchten die Punier, Rom zu besänftigen, verurteilten Hasdrubal zum Tode, schickten Gesandte in die Tiberstadt. Der Senat erwartete eine unbestimmte „hinreichende Genugtuung“: der Friedensvertrag sei gebrochen. Zuvor hatte jedoch Rom den rechtswidrigen Landraub Masinissas gebilligt.

Jetzt beschlossen die meisten Senatoren, Karthago auszulöschen. Ihre Entscheidung hielten sie geheim und erklärten 149 v. Chr. Karthago `nur` den Krieg. Rom wollte die Punier nicht zum Verzweiflungskampf provozieren. Die Konsuln Marcus Manilius und Lucius Marcius Censorinus versammelten 84 000 Legionäre.

Die Entwaffnung

Punische Gesandte baten den Senat um Frieden. Karthago dürfe unabhängig bleiben, sagten die Römer, wenn es 300 vornehme Söhne als Geiseln übergebe. Außerdem seien weitere, noch unbekannte Forderungen zu erfüllen. Heimlich wurden Manilius und Censorinus angewiesen, Karthago zu vernichten.

Die Punier, friedenswillig und naiv, durchschauten die Bosheit der Römer nicht, sondern lieferten hunderte Kindergeiseln aus. Bei deren Einschiffung klammerten sich ihre Mütter „mit rasendem Wehgeschrei an die Kleinen“. Manche der Frauen „schwammen weit ins Meer hinaus und begleiteten die Schiffe, tränenüberströmt und den Blick auf die Kinder gerichtet“. Andere Mütter „schlugen sich auf die Brust, als wenn sie bereits Tote betrauerten“.

Zunächst wurden die römischen Truppen in das nordafrikanische Utica verlegt. Dort sollten die Karthager erfahren, wie der Krieg zu beenden sei. Utica hasste Karthago und kollaborierte mit Rom. Vergeblich beschworen die Punier in Utica die „Milde und Mäßigung“ des Todfeindes. Das entmachtete Karthago habe keine Schiffe und betrauere 50 000 im Krieg gegen Masinissa gefallene Soldaten. Warum schickte Rom ein großes Heer? Der Senat versprach Freiheit und Selbstständigkeit!

Wenn Karthago den Frieden wolle, entgegnete Censorinus, möge es sein gesamtes Kriegsgerät herausgeben. Und Karthago legte die Rüstungen für 200 000 Mann, 2000 Katapulte, unzählige Lanzen sowie Speere dem Feind vor die Füße. Nur die 20 000 Mann des Hasdrubal standen noch unter Waffen.

Censorinus lobte den „willigen Gehorsam“ der Karthager; gleich im nächsten Satz verkündete er das Todesurteil! Ihre Stadt sollten die Punier räumen und künftig im Binnenland siedeln. Wie oben erwähnt, verfluchten jene so schmählich Betrogenen die Römer.

Hunderttausende konnten nicht auf bloßer Erde existieren: Rom plante einen Genozid. Unmöglich sei es, betonten die Karthager, „Männer auf das Festland zu verpflanzen, die vom Meer leben“. Schont die Stadt, flehten sie, „die euch kein Leid angetan hat, tötet dafür uns, bitte, die ihr uns umsiedeln wollt!“

Arglistig behaupteten die Römer, dass Karthago erklärt habe, sich jeder Forderung zu beugen. Aber Karthago hatte „frei und unabhängig“ bleiben sollen; auch handelten die Punier in dem Glauben, dass der Frieden wiederherzustellen sei.

Karthago bäumt sich auf

Sobald man in Karthago die Absichten der Römer kannte, begann ein „blindwütiges, rasendes Toben“. Wer verlangt hatte, Geiseln und Waffen auszuliefern, wurde erschlagen. „Ein ans Wunderbare grenzender Stimmungsumschwung“ beseelte das nun kampfbereite Volk.

Rehabilitiert kehrte Hasdrubal zurück. Sklaven erhielten die Freiheit; in pausenloser Tag- und Nachtarbeit schmiedete man Waffen und baute Schiffe. Da die Konsuln den wehrlosen Gegner nicht ernstnahmen, gönnten sie sich Zeit, die Karthago nutzte. Ungeachtet schwerster Bedingungen widerstanden die Punier drei Jahre lang. Große Festungsanlagen, die freilich am Handels- und Kriegshafen vernachlässigt waren, schützten sie.

Manilius und Censorinus erstürmten weder Karthago noch bezwangen sie Hasdrubal. Dem Hasdrubal, der zunächst außerhalb Karthagos kämpfte, unterlag Manilius sogar. Publius Scipio Aemilianus, damals Militärtribun, regelte nach Masinissas Tod die Erbfolge in Numidien. Fortan leistete König Gulussa Rom militärische Hilfe. Auch bewog Scipio den karthagischen Reiteroffizier Phameas mit etwa 2000 Soldaten zur Fahnenflucht.

Die nächsten Konsuln, Calpurnius Piso und Lucius Mancinus, belagerten meist erfolglos Städte, die Karthago unterstützten. Der numidische Offizier Bithyas und 800 Reiter liefen zu Karthago über. Laut Appian gewannen die Punier „Selbstvertrauen, Mut und Ausrüstung“. Hasdrubal erhielt das Amt des Kommandanten.

Scipio

Doch nun stieg Scipio trotz...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Mittelalter
Schlagworte Altertum • Analysen • für interessierte Laien bestimmt • Mittelalter • Neuzeit
ISBN-10 3-7583-5645-8 / 3758356458
ISBN-13 978-3-7583-5645-2 / 9783758356452
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 275 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Geschichte einer Augsburger Familie (1367-1650)

von Mark Häberlein

eBook Download (2024)
Kohlhammer Verlag
30,99