Urbanoglyphen in Städten mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg -  Axel Brätz

Urbanoglyphen in Städten mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg (eBook)

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
360 Seiten
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978-3-7543-9041-2 (ISBN)
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Die ältere Stadtgeschichtsforschung unterschied lange Zeit zwischen gewachsenen und geplanten Städten. Vor allem die Entwicklung der Stadt ohne eine konkrete Planung kenn- zeichnete eine gewachsene Stadt, wohingegen eine verbindliche Planung bei der Gründung des zweiten Typus bereits vorhanden war. Mittlerweile haben viele Forscher dieses Thema hinterfragt und festgestellt, dass eine solch strikte Trennung haltlos ist. Selten wurde eine Stadt direkt auf grüner Wiese angelegt, sondern man nimmt an, dass es bereits in fast allen Fällen Anknüpfungspunkte in Form einer Burg, einer Kirche oder kleinerer Siedlungen gab. Diese Thematik wirft natürlich einige Grundprobleme und Tendenzen in der Forschung auf. Der Ansatz der Gebrüder Brätz ist ein ganz anderer. Wir sind der Meinung, dass Städte als Bilder geplant wurden, die eine christliche und eine astronomische Grundlage haben. Die Bilder werden durch den Verlauf der Stadtmauer oder durch Straßenverläufe gezeichnet. Die Kirchen stehen an markanten Punkten des Bildes. Diese Bilder nannte ich Urbanoglyphen.

Axel Brätz - Jahrgang 1952 - seit 20 Jahren mit dem Thema beschäftigt

Vorwort


Im Land Brandenburg besteht eine Arbeitsgemeinschaft von Städten mit historischen Stadtkernen, die sich 1992 mit dem Ziel gründete, die historischen Stadtkerne vor dem Verfall zu retten und wertvolle Bausubstanz zu erhalten.

Der Arbeitsgemeinschaft liegt es besonders daran, das städtische Leben in den historischen Stadtkernen zu sichern und zu bereichern.

31 Städte gehören zur Arbeitsgemeinschaft.

Meiner Meinung nach ist die Grundlage der Kenntnis der Stadt mit historischem Grundriss unvollständig und kann unter dem Gesichtspunkt der Ergebnisse unserer Forschung entscheidend vertieft werden.

Die „Stadtgründungsepoche“ vom 11. bis zur Mitte des 14. Jhd. war keine Katastrophenzeit.

Im Gegenteil waren es Zeiten, in denen nach Möglichkeiten der Unterbringung einer wachsenden Bevölkerung gesucht wurde. Die Produktivität der Landwirtschaft war so hoch, dass die Gruppe der Städter versorgt werden und sich beide Gruppen im Austausch von Waren und Dienstleistungen entwickeln konnten. Bei zunehmender Bevölkerung durch natürlichen Zuwachs und durch Umsiedlung - z.B. Flucht aus Glaubensgründen - ist eine Stadt die optimale Lösung zur Bewältigung der Probleme.

Auf kleiner Fläche konnten verhältnismäßig viele Menschen leben, ohne große Bodenflächen zum Leben zu benötigen.

Dünn besiedelte Gebiete benötigen keine Städte bzw. bleiben sie dort als Marktflecken klein.

Die „Erfindung“ der Stadt war zudem eine Lösung zur Realisierung von Mehrwert durch Austausch von Waren mit Geld als allgemeinem Zahlungsmittel, das abgeschöpft werden konnte.

(Erst die Katastrophe der Pest und ihre ökonomischen Folgen beendeten die Stadtgründungen, weil sie auch die hygienischen Nachteile der bisherigen Stadt deutlich machte.)

Wie aber sollte der Ausbau dieser Siedlung erfolgen, der mit ihrem wirtschaftlichem Erfolg unweigerlich folgen würde?

Konnte man ihn dem Selbstlauf überlassen und die Stadt einfach „wachsen“ lassen?

Wie kann christlicher Einfluss und Prägung gewährleistet werden? Indem die Kirchen und Klöster an den richtigen Plätzen gebaut werden? Welche sind diese richtigen Plätze eigentlich?

Wie sollte verfahren werden bei Neugründungen der geschlossenen kommunalen Stadt ohne Burgvorläufer? Welche Größe und Form?

Etwa ovale Schachbretter?

Wie weit soll sich das Gebiet der Stadt erstrecken? Muss sie vom umgebenden Land deutlich getrennt werden?

Ein neuer Berufsstand war erforderlich: der Stadtlokator.

Ein Fachmann für die Planung der Stadt.

Die vordringliche Aufgabe dieser Fachleute liegt in der Fixierung der Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für deren Errichtung. Es sind zwingend die Grenzen zwischen den verschiedenen öffentlichen und privaten Nutzungen einzumessen und so dauerhaft zu kennzeichnen, dass die Vermessung während der (gesamten) Aufbauzeit der Stadt über Jahre und Jahrzehnte sichtbar bleibt und bis zum späten Bau der Mauer, als schon zu Anfang geplanter Grenze der Stadt, eingehalten wird.

Die vorgefundenen Bedingungen (Vorsiedlung, Topografie des Geländes und Wasserläufe) entscheiden wesentlich mit darüber, was geplant wurde und wie es realisiert wurde.

Ein Name musste für das Neue gefunden werden, denn „am Anfang steht das Wort“!

Vieles kann Anregung für das zu planende Grundmuster gegeben haben.

Vielfalt ist die Folge.

Beispielhaft im Folgenden an 29 Städten im Land Brandenburg dargestellt.

Die historischen Stadtkerne mit der umschließenden Stadtmauer, dem Straßenbild und den Sakralbauten sind bei ihrer Gründung nach Ideen geschaffen worden, über die bisher wenig bekannt ist. Mehr darüber zu erfahren, kann auch das städtische Leben der Gegenwart bereichern.

Die von meinem Bruder Herwig Brätz und von mir erkannten Gesetzmäßigkeiten der möglichen Gründungsideen möchte ich für einige Städte der Arbeitsgemeinschaft und noch andere Städte des Landes Brandenburg mit dieser Schrift darstellen. Ich habe die in den Grundrissen von Städten erkennbaren Strukturen Urbanoglyphen genannt.

Selbst die vielen Geschichtswissenschaftlern bis heute als Archetyp der mittelalterlichen Planstadt geltende Stadt Freiburg im Breisgau, deren Konstruktion in die Fläche Humpert mit Messspuren, Modulreihen und Radien dargestellt hat, ist mit einem Grundrissbild entstanden.

Unser Thema ist die Analyse des Städtebaus im Mittelalter hinsichtlich des Straßenverlaufs, der Lage des Marktes, der Dislozierung der Sakralbauten und des Verlaufs der Stadtmauer, weil mit diesen Strukturelementen Bilder gezeichnet wurden.

Erste Ergebnisse ließen Thesen zu Urbanoglyphen entstehen:

1.Der Ortsname ist bewusst verschlüsselt als Anagramm, latinisiert , mittelhochdeutsch oder verfremdet in der Sprache der Vorsiedler (wendisch/slawisch), die die deutschen oder flamischen Siedler nicht verstanden, um nicht erkennen zu lassen, dass er eine Beziehung zum Grundrissbild hat, die namensgebend sein kann bzw. das Bild und damit die Ortsgestalt mitbestimmte.

2.Der Verlauf der Stadtmauer und/oder das Straßenbild zeichnen mit dem Umriss bzw. ihrem Verlauf zweidimensional Formen von Köpfen gut erkennbarer Figuren oder Tiere im Profil nach.

Einzige festgestellte Gemeinsamkeit ist, dass viele der dargestellten Tiere wohl als christlicher Bezug im Physiologus beschrieben werden.

Diese beiden Thesen werden bestens bewiesen durch eine Stadt, deren verfremdeter slawischer Name „kopflos“ heißt, und die tatsächlich, im Gegenteil und als Ausnahme von der Regel - aber wie der Name vorhersagt - , ohne Kopf geplant und gebaut wurde:

bez głów – Beskow.

3.Stadttore sind nicht nur Öffnungen für das Wegesystem, sondern gleichzeitig - anatomisch richtig platziert - Öffnungen der dargestellten Köpfe und Körper.

4.Die sakralen Bauten markieren in der Darstellung der dargestellten Figuren den Kopf selbst und/ oder die Stellen wichtiger Organe, wie Gehirn, Auge, Herz, Stimme, Geschlechtsteil, Knie, Füße.

5.Die Dislozierung der sakralen Bauten ist einem Sternbild entlehnt und entspricht den Hauptsternen des jeweiligen Sternbildes. Das ist frühestens bei Städten mit drei Kirchen erkennbar. Dies scheint das christliche Element der Planung zu sein: damit werden die Perlen der Stadt `himmlisch` erhöht und das „Himmelreich auf Erden“ angedeutet.

6.Auch Rathäuser oder Türme der Stadtmauer können Teile der Sternzeichen (Hauptsterne) sein. Vielfach sind bei großen sternenreichen Sternbildern Sterne auch als Straßenkreuzungen des Straßenbildes wiederzufinden.

7.Der öffentliche Raum des Marktplatzes ist in allen Darstellungen von Lebewesen der Magen der abgebildeten Figur. Bei Darstellung von Köpfen ist der Markt die Mundhöhle.

8.In Städten mit vielen Kirchen sind z.T. mehrere Personen oder Tiere dargestellt.

9.In benachbarten Städten sind oft ähnliche Gestaltungsvarianten zu erkennen, was auf die Tätigkeit einer Bauhütte (!) mit denselben ausführenden Personen deutet. Die Städte gleicher Baujahre und/oder gleicher Herrscherhäuser weisen Ähnlichkeiten der Darstellungsweisen auf.

10.Die Dislozierung öffentlicher Gebäude und/oder Betriebe aus der Gründerzeit sowie katholischer Kirchen in Gemeinden des protestantischen Brandenburgs nach Bismarcks Kulturkampf und/oder die Straßenplanung der Gründerzeit knüpft oft an das Sternbild der Gründungsstadt an und platziert diese Gebäude bzw. Straßenkreuzungen als Hauptsterne des ursprünglichen Sternbilds oder benachbarter Sternbilder, die dem Sternbild der Gründungsstadt entsprechend ausgerichtet sind.

11.Wie zur Bestätigung der Urbanoglyphe der Gründungsstadt finden sich in der Stadt oft historisch jüngere Darstellungen desselben Motivs in künstlerischer Form als Denkmal oder auch in Scherzliedform. Das beweist, dass immer Menschen von dem Bild wussten und es in dieser anderen Form wieder zum Ausdruck bringen wollten, gleichsam um zu testen, ob das Bild erkannt wurde, oder um daran zu erinnern.

Es handelt sich um eine Fortführung der Tradition der Bauhütten, wie sie von den Logen der Freimaurer erklärt wird, die aber darüber schweigen.

Diese - allen fachwissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechenden - Ansichten gilt es, im Straßenbild der Gründungsstädte des...

Erscheint lt. Verlag 24.9.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
ISBN-10 3-7543-9041-4 / 3754390414
ISBN-13 978-3-7543-9041-2 / 9783754390412
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