Liebeskunst (eBook)

(Autor)

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2021
128 Seiten
Anaconda Verlag
978-3-641-28383-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Liebeskunst -  Ovid
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Ovids Gedanken zur Liebeskunst sind praktischer Ratgeber und Leitfaden der Menschenkenntnis zugleich. Wie lernt man einen Partner kennen, wie gewinnt man seine Gunst und erhält sie dauerhaft?

Die »Liebeskunst« (Ars amatoria) ist ein höchst elegantes, elegisches Lehrgedicht, farbig, abwechslungsreich und raffiniert, das nicht in die Technik, sondern die hohe persönliche und gesellschaftliche Kunst der Liebe einführt.

Ovid (eigentlich Publius Ovidius Naso, 43 v. Chr. - etwa 17. n.Chr.) ist einer der wirkungsmächtigsten Dichter der Antike. Schon zu Lebzeiten eine Berühmtheit, zählt er heute wegen seiner poetisch meisterhaften Darstellung von erotischen und mythologischen Stoffen zu den Klassikern der Weltliteratur.

Der aus einer adeligen Familie stammende Ovid genoss eine rhetorische Ausbildung in Rom und Athen. Er unternahm Bildungsreisen nach Sizilien und Kleinasien. Nach kurzer Amtstätigkeit gab er seine politische Laufbahn auf und wandte sich der Dichtung zu. 8 n. Chr. traf ihn das Schicksal der Verbannung: Kaiser Augustus schickte ihn wegen eines Sittenskandals - in den wahrscheinlich die Kaiserenkelin Julia verwickelt war - an die Grenzen des Römischen Reichs, nach Tomis am Schwarzen Meer. Trotz unzähliger Bittschreiben nach Rom wurde er nie begnadigt und starb um 17. n. Chr. im Exil.

Erstes Buch

Wer in dem Römischen Volk die Kunst zu lieben nicht kennet,

Lese nur mich, und belehrt lieb’ er nach meinem Gedicht.

Kunst regiert das hurtige Schiff mit Segel und Ruder;

Kunst das leichte Gespann: Amor’n auch lenke die Kunst.

Tauglich Automedon war für Wagen und biegsame Zügel;

Unter des Tiphys Befehl fuhr das Hämonische Schiff.

Mich hat Venus bestellt dem zarten Amor zum Bildner;

Amors Automedon wird nennen und Tiphys man mich.

Wild zwar ist er und oft zu widerstreben geneigt mir,

Aber ein Knab’, ein Kind, leicht zu regieren und weich.

Chiron bildete aus den Knaben Achill auf der Zither,

Und mit gewinnender Kunst brach er den störrigen Sinn.

Der die Genossen so oft, so oft die Feinde erschreckte

Soll gar mächtige Furcht haben gehabt vor dem Greis.

Und die Hände, die einst ein Hector sollte empfinden,

Hielt zu Schlägen er hin, wann es der Lehrer gebot.

Chiron lehrte Achill, ich bin der Lehrer des Amor,

Beides Knaben gar wild, Göttinnen beide entstammt.

Aber vom Joche doch wird auch der Nacken des Stieres belastet;

Und das mutige Ross kaut mit dem Zahne den Zaum.

Amor auch soll sich mir geben, so schwer er das Herz mit dem Bogen

Auch mir verwundet und weit schüttelt die Fackeln im Kreis.

Je gewaltsamer traf, je heftiger Amor mich brannte,

Desto entschiedener will Rächer der Wunde ich sein.

Nicht dass, Phöbus, von dir mir Künste verliehen, erlüg’ ich;

Noch vom Laute gemahnt werd’ ich der Vögel der Luft;

Noch sind Clio mir und die Schwestern erschienen der Clio,

Während in deinen Au’n, Ascra, ich Herden bewacht.

Lehrerin ist die Erfahrung. Gehorcht dem erfahrenen Sänger.

Wahrheit sing’ ich. O hilf, Mutter Cupidos, dem Werk!

Weg, ihr Zeichen der Scham, ihr dünnen Binden und lange

Falbel du, die du den Fuß bis in die Mitte bedeckst!

Ich will sichern Genuss und gestattetes Naschen nur singen;

Und in meinem Gedicht werden Verbrechen nicht stehn.

Erstens trachte danach, was lieben du möchtest, zu finden,

Der du zum ersten Mal Waffen als Neuling ergreifst.

Nächstes Bestreben dann ist, die gefallen dir hat, zu erbitten.

Drittens, dass lange Zeit habe die Liebe Bestand.

Diesen Bereich, dies Feld wird unser Wagen befahren,

Halten auf dieses Ziel müssen das stürmende Rad.

Während du frei noch vom Zaum kannst hierhin gehen und dorthin,

Wähle, wo sagen du magst: Du, du gefällst mir allein.

Nicht wird diese herab durch die Luft geflogen dir kommen;

Eigene Augen erspähn müssen die Passende dir.

Weiß der Jäger ja doch, wo Netze den Hirschen er spanne,

Weiß, wo liegen im Tal bissige Eber versteckt.

Voglern sind die Gebüsche bekannt; wer führet die Angel,

Kennt das Wasser, worin Fische sich tummeln zu Hauf.

Du auch, suchest du Stoff zu lang aushaltender Liebe,

Schaue zuvor, wo viel Mädchen sich finden, dich um.

Nicht dem Suchenden werd’ ich raten, die Segel zu spannen;

Nicht langwieriger Weg tut dir zum Finden erst not.

Perseus holt’ Andromeda her von den schwärzlichen Indern,

Und von dem Phrygier so wurde die Griechin geraubt.

So viel reizende Mädchen ja wohl wird Roma dir bieten,

Dass du gestehst: Es hat Roma die Schätze der Welt.

So viel Gargara Saaten besitzt und Reben Methymna;

So viel Fische im Meer, Vögel sich bergen im Laub;

So viel Sterne der Himmel: So viel hat Roma der Mädchen;

Ihres Äneas Stadt segnet die Mutter noch fort.

Wirst du vom ersten und noch frisch knospenden Alter gefesselt,

Wird dein forschender Blick finden ein wirkliches Kind.

Wünschest du eine Erwachsne, es werden dir tausend gefallen;

Ganz zu vergessen den Wunsch wirst du genötigt dich sehn.

Oder erfreut dich vielleicht das späte und weisere Alter:

Das auch, glaube mir, wird’s geben in reichlichem Maß.

Schlendre nur lässig umher im Pompejanischen Schatten,

Wann des Herkulischen Leus Rücken die Sonne betritt;

Oder auch wo den Gaben des Sohns die ihren die Mutter

Beigefüget; ein Werk, reich an der Fremde Gestein.

Meide die Halle auch nicht, besät mit alten Gemälden,

Die von der Stifterin man Halle der Livia nennt,

Und wo, Mord an den Vettern zu üben bereit, die Beliden

Stehn, und der Vater dabei, wild mit gezogenem Schwert.

Auch vermisse dich nicht Adonis, von Venus bejammert;

Noch des Jüdischen Volks Opfer am siebenten Tag;

Noch der linnenbekleideten Kuh Memphitischer Tempel:

Sie macht viele dazu, was sie dem Jupiter war.

Passend für Amor auch sind – wer sollte es glauben? – die Fora;

Oft gefunden schon ward Lieb’ auf dem lärmenden Markt.

Wo, errichtet am Fuß des Marmortempels der Venus,

Mit aufspritzender Flut Appias peitschet die Luft,

Das ist ein Ort, wo oft der Berater von Amor gefahn wird,

Und, der andre geschützt, selber sich schützen nicht kann.

Das ist ein Ort, wo oft dem Redner gebrechen die Worte,

Neue Fälle entstehn, eigene Sache es gilt.

Über ihn lacht aus dem Tempel, der nahe gelegen, die Göttin.

Der noch Beschützer vorher, wünscht nun der Schützling zu sein.

Lege dich aber zumeist auf die Jagd in dem Amphitheater;

Günstiger ist der Ort, als du es wünschen nur kannst.

Da triffst Mädchen du an zum Lieben sowohl als zum Spielen,

Mädchen zu kurzem Genuss, Mädchen zu stetem Besitz.

Wie da in langem Zug Ameisen kommen und gehen,

Im Korn tragenden Maul schleppend das übliche Mahl;

Oder wie, wann sie erreicht ihr Feld und duftige Weide,

Bienen auf Blumen umher schwärmen und Thymiankraut.

Also stürzet das Weib in prangendem Schmuck zu den Spielen.

Oft die Menge schon hat meine Entscheidung erschwert.

Da erscheint man, zu sehn; man erscheint, sich sehen zu lassen.

Nachteil bringt der Ort züchtiger Scham und Gefahr.

Romulus hat zuerst die besorglichen Spiele gegründet,

Als der Sabinerin Raub einsamen Männern gefrommt.

Damals hingen noch nicht Vortücher auf marmornem Schau­platz,

Hatte die Bühne nicht rot flüssiger Safran gefärbt.

Zweige nur waren allda, die Palatiums Haine getragen,

Einfach gesteckt; kunstlos stellte die Bühne sich dar.

Stufen, von Rasen gemacht, da dienten dem Volke zu Sitzen;

Laub von jeglicher Art deckte das struppige Haar.

Überall sieht ein jeder sich um und merkt sich ein Mädchen,

Welches er wünscht; und viel denkt man in schweigender Brust.

Während zur rauen Musik des Tuscischen Pfeifers der Spieler

Dreimal nun mit dem Fuß stampft den geebneten Plan;

Da gab mitten im Klatschen – das Klatschen entbehrte der Kunst noch –

Gab der König dem Volk Zeichen die Beute zu fahn.

Plötzlich springen sie auf, durch Geschrei die Gesinnung verratend,

Und an die Mädchen zumal legen sie gierig die Hand.

Wie vor dem Adler entflieht das schüchterne Völkchen der Tauben,

Oder das zarte Lamm vor dem gesehenen Wolf:

Also fürchteten diese die wild anstürmenden Männer;

Keine die Farbe behielt, welche zuvor sie gehabt.

Denn die Furcht war gleich, nicht gleich die Miene der Furcht nur:

Diese zerraufen das Haar, andere sitzen entseelt;

Diese ist stumm vor Schmerz, umsonst ruft jene die Mutter;

Die klagt, die ist starr; die bleibt, jene entflieht.

Fort führt man den erfreulichen Raub, die erbeuteten Mädchen;

Und wohl vielen verlieh Reize gerade die Furcht.

Sträubte sich eine zu sehr und weigerte sich des Begleiters,

Nahm der Mann sie und trug selbst sie an sehnender Brust,

Sprechend: Warum doch verdirbst du mit Tränen die reizenden Augen?

Will ich dir das doch, was Vater der Mutter ist, sein.

Romulus, du nur verstandest Gewinn den Soldaten zu schaffen:

Willst du mir solchen Gewinn schaffen, so werd’ ich Soldat.

Ja, es bleiben gewiss die festlich besuchten Theater

Nach damaliger Art Schönen gefährlich noch jetzt.

Lass dir entgehen auch nicht den Wettkampf edeler Rosse;

Der volkswimmelnde Kreis bietet dir reichen Gewinn.

Nicht der Finger bedarf es, durch die du Geheimes besprechest;

Noch ein Zeichen auch brauchst du zu empfangen durch Wink:

Setze, da keiner es wehrt, dich dicht ganz zu der Erwählten;

Schmiege, so eng du nur kannst, Seite an Seite dich an.

Gut, dass, wenn sie nicht will, zur Vereinigung nötigt die Linie,

Dass du berühren sie musst nach dem Gesetze des Orts.

Anzuknüpfen nun suchst du den Faden geselliger Rede;

Und des Gespräches Beginn mach’ ein gewöhnliches Wort.

Magst mit Eifer erkundigen dich, wes Rosse da kommen.

Wem sie hold, dem sei du es auch, wer es auch ist.

Aber erscheinet der Zug im Gedräng wetteifernder Jugend,

Klatsche mit günstiger Hand Venus, der Herrscherin, zu.

Und wenn, wie es geschieht, auf den Schoß Staub sollte dem Mädchen

Fallen, so streiche den Staub ihr mit den...

Erscheint lt. Verlag 26.7.2021
Reihe/Serie Weisheit der Welt
Weisheit der Welt
Übersetzer Lindemann Heinrich
Sprache deutsch
Original-Titel Publii Ovidii Nasonis Opera. Ovids Werke.
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie Altertum / Antike
Schlagworte antike Literatur • Antike Philosophie • Ars Amandi • Ars Amatoria • eBooks • Elegie • Kamasutra • Klassiker der Erotikliteratur • Liebe Literatur • Liebesbrief • Liebesratgeber • Metamorphosen • Philosophie • römische Dichtkunst • Römischer Dichter • römisches Lehrgedicht
ISBN-10 3-641-28383-3 / 3641283833
ISBN-13 978-3-641-28383-4 / 9783641283834
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