Diskursintervention (eBook)

Normativer Maßstab der Kritik und praktische Perspektiven zur Kultivierung öffentlicher Diskurse

Friedemann Vogel, Fabian Deus (Herausgeber)

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2020 | 1. Aufl. 2020
X, 219 Seiten
Springer Fachmedien Wiesbaden (Verlag)
978-3-658-30559-8 (ISBN)

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Diskursintervention -
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Die Diskursforschung kann einen wertvollen Beitrag zur Kultivierung öffentlicher, demokratischer Debatten leisten. Die pointierten Kurzbeiträge dieses Bandes diskutieren etablierte und neue Formen, theoretische Möglichkeiten und praktische Grenzen wissenschaftlicher Diskursintervention. Im Fokus stehen die drei folgenden Fragen: Darf, muss und kann das Intervenieren in öffentliche Debatten eine wissenschaftliche Aufgabe sein? Auf welche normativen Maßstäbe kann sich ein wissenschaftliches oder journalistisches Eingreifen in Diskurse legitimerweise berufen? Wie können Diskursforschende und Medienschaffende jenseits ihrer Domänen zu einer Aufklärung strategischer Kommunikation und für eine Waffengleichheit auf dem diskursiven Schlachtfeld der Gesellschaft beitragen?



Prof. Dr. Friedemann Vogel ist Professor für Sozio- und Diskurslinguistik an der Universität Siegen.

Dr. des. Fabian Deus ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Seminar der Universität Siegen.

Vorwort der Herausgeber 6
Inhaltsverzeichnis 8
Autorenverzeichnis 10
Maßstäbe und Programme der Diskursintervention 12
Reflexive Diskursintervention 13
1Grundprobleme einer Diskursintervention 13
2Exemplarische Analysen 16
3Elemente einer reflexiven Diskursintervention 22
4Fazit 24
Literatur 25
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es – Demokratie und Menschenrecht als Maßstab linguistischer Diskursintervention 27
1Wege aus der diskurslinguistischen Bubble 27
2Diskurslinguistik in der Welt der Politik 28
3Für eine Kultivierung öffentlicher Diskurse am Maßstab der Menschenrechte 29
4Stolpersteine auf die Straßen der politischen Kommunikation 33
5Diskursanalytische Kritik als effektive Praxis 34
6Fazit 35
Literatur 35
Strukturelle Dialogizität 38
1Der Diskurs als Instanz zwischen der Welt des Denkens und der der Tat 38
2Wer definiert, regiert! 39
3Wer homogenisiert, anti-deliberiert! 40
4Wer dialogisiert, demokratisiert! 41
5Wer debattiert, interveniert! 41
6Wer Daten verarbeitet, macht Fakten: Fakten als Interventionsmittel 42
7Von Tatsachen, Daten und Fakten als Interventionsbeitrag 42
8Das Politische im Deskriptiven: Fazit und Ausblick 44
Literatur 45
Diskursinterventionen in der Kritik medialer Kontrolle: Vier Thesen 47
1Einführung 47
2Mediale Kontrolle ist ein genuiner Gegenstand kritischer Medienwissenschaft 48
3Zwei Perspektiven einer kritischen Diskursanalyse medialer Kontrolle betreffen die konflikthaft aufeinander verwiesenen Formationen von Ubiquität und Exteriorität 52
4Eine Diskursanalyse medialer Kontrolle ist Zugang zu ihrer Beschreibung und zugleich Testfall ihres kritischen Selbstverständnisses 56
5Ist die kritische Untersuchung medialer Kontrolle selbst Ausgangspunkt potenzieller medienwissenschaftlicher Interventionen, muss sie andererseits der Kritik der Diskursanalyse medialer Kontrolle unterzogen werden 59
Literatur 60
Von der Diskursintervention zu den öffentlichen Kontroversen 62
1Einleitung 62
2Alternativlose Politik und emphatische Kollektivierung 63
3Diskursinterventionen zwischen Wahrheitsspielen und Sprachspielen 65
4Die idiotischen Diskurse des Rechtspopulismus 69
5Schluss: Von der Diskursintervention zu den öffentlichen Kontroversen 72
Literatur 73
Diskursintervention und Politisches Engagement 75
1Engagement 75
2Aktivierung 76
3Politik 78
4Intellektuelle 79
5Öffentlichkeit 82
Literatur 84
Die Verfassung als Maßstab für Diskursinterventionen 86
1Kann die Verfassung Maßstäbe liefern? 86
2Die Verfassung als Forderung nach diskursiver Gewaltenteilung 87
2.1Grundpositionen der Verfassungstheorie 88
2.2Die Position des Bundesverfassungsgerichts 89
2.3Wertepyramide statt Verfassung 90
2.4Die Verabschiedung der Werte 91
2.5Keine Zusammenlegung von einschließender und ausschließender Gewalt 92
2.6Die Rolle der reflektierenden Gewalt 93
3Fazit 94
Literatur 94
Empirie und Diskursintervention: Für eine deskriptive Fundierung politischer Interventionen am Beispiel deutscher Militäreinsätze 95
1Einleitung 95
2Frontex-Einsätze an den EU-Außengrenzen 98
3Die Seeoperation „Sophia“ zwischen Militäreinsatz und Flüchtlingsrettung 101
4Zur deskriptiv fundierten Analyse handlungsleitender Normen als Möglichkeit für Diskursinterventionen 104
Literatur 107
Kritische Diskursanalyse – Zwischen akademischer Fingerübung und emanzipatorischer Praxis 109
1Wer interveniert, bewegt sich zwischen die Entitäten einer Konstellation hinein 109
2Grund für eine Intervention ist, dass eine Konstellation, ein Verhältnis, etwas Gegebenes oder Bestehendes als Problem, Störung oder Krise wahrgenommen und beurteilt wird 114
3Das mehrdeutige Komposition Diskursintervention lässt sich auf dreifache Weise verstehen 115
4Wenn es gilt, Rückschau zu halten auf bisherige Ansätze zu wissenschaftlicher Diskurskritik und auf damit verbundene Diskursinterventionen, dann rückt umgehend die Kritische Diskursforschung ins Blickfeld 116
5Bisherige Diskursinterventionen Kritischer Diskursforscher*innen waren insgesamt nicht so erfolgreich, wie es sich die Intervenierenden gewünscht hätten, insbesondere auch im Bereich der Bekämpfung von diskursbasierter Diskriminierung 118
6Eine Diskursintervention muss aus einer machtvollen Position heraus erfolgen, soll sie erfolgreich sein und nicht verpuffen oder ins Leere laufen 120
7Eine der Hauptfragen bei Diskursinterventionen ist die, wie ich mich als Diskursforscher*in machtvoll positioniere, um auf Diskurse Einfluss zu nehmen, ohne meine Wissenschaftlichkeit aufs Spiel zu setzen 121
8Weil Diskursinterventionen mit Machtfragen verbunden sind, bedürfen sie einer diskursethischen Fundierung 123
9Diskursinterventionen liegen für die (Kritische) Diskursforschung im Bereich der Bildung am nächsten, beginnen in der Regel im akademischen Feld, an den Universitäten 124
10Egal, was wir als angewandte Diskursforscher*innen tun, an den Universitäten und außerhalb: Unser berufliches Handeln hat immer auch politische Implikationen 125
Literatur 126
Moralkommunikation ist billig – Moral ist teuer: 15 Thesen 128
1Einleitung 128
2Der Ausdruck Moralisierung wird zugleich als Analysebegriff und als operativer politischer Kampfbegriff (letzteres meist in kritischer, abwertender Absicht) verwendet 129
3Politische Diskurse sollten auf Meinungs- und Deutungsstreit, Konsens und Dissens, Information und Argumentation beruhen 130
4Moralkommunikation thematisiert bevorzugt Schwache, Minderheiten, Opfergruppen, wirkliche oder vermeintliche 131
5In den Kämpfen um Anerkennung für marginalisierte Minderheiten ist Moralisierung ein Mittel, Aufmerksamkeit für ein Problem zu erzeugen, eine Ressource von Gruppen, die über keine anderen Machtressourcen verfügen 132
6In den liberalen Leitmedien wird die Auseinandersetzung mit dem (Rechts-) Populismus als eine Art Endkampf zwischen Gut und Böse inszeniert 134
7Das Programm der liberalen Leitmedien wird pädagogisch 135
8Als Machtressource ist vorgeschriebene Achtungskommunikation („Korrektheit“) paradox und selektiv 136
9Die rhetorische Strategie der Neuen Rechten ist es, die allgemeine Wut über die Folgen der ökonomischen Liberalisierung (Prekarisierung, Ökonomisierung, Zerstörung von Gemeingütern, Privatisierung von Bildung, Gesundheit, Rente, Wohnen, Grundversorgung) 137
10Die Neue Rechte hat längst verstanden, dass sie nur die Betroffenen der ökonomischen Liberalisierung als eigentliche und größte Opfergruppe (als Opfer der herrschenden liberalen Kulturmoralisten nämlich) präsentieren muss, um von den Paradoxien der Mor 137
11Für die Mehrheit wird der Riss zwischen dem Moralsprech der Besserverdienenden und den eigenen Machtlosigkeitserfahrungen (Arbeitsplatz, Leistungsdruck, Miete, Rente, Gesundheitswesen, Kita, Verkehr, Altersvorsorge etc.) immer fühlbarer und immer provo 138
12Die wohl erfolgreichste neurechte rhetorische Strategie besteht in der kalkulierten Verletzung als „korrekt“ ritualisierter Sprachregelungen 138
13Moralkommunikation improvisiert (labile) Gemeinschaften 138
14Den strategischen (und komplementären) Gegenpol der kommunikativen Moralisierung bildet die kommunikative Normalisierung von Ereignissen und Verhältnissen (vgl. Link 2013) 139
15Wissenschaftler und Journalisten sind nicht verantwortlich für die moralische Erziehung des Publikums 140
16Welten trennen uns inzwischen von der kühlen und klaren Einsicht Hannah Arendts, wonach „Güte“ im öffentlichen Raum nur korrumpierende Wirkungen haben kann 141
Literatur 142
Normalisierungs- und Skandalisierungsstrategien unterlaufen – Inhalte und Rationalitätskerne ernstnehmen. Thesen und Perspektiven für Gegenstrategien zu rechten Diskursinterventionen 143
1Mit der Opferrolle-Vorwärts in den aufrechten Stand der wahrgenommenen und anerkannten Sprecher*innenposition? Die demonstrative Vorführung von Ausgrenzung und Diskriminierung als Basis rechter Diskursintervention 143
2Die Gegner fungieren als eingeplante „Mitspieler“ neu-rechter Hegemoniekämpfe 146
3Um der Falle der eingeplanten Kompliz*innenschaft zu entgehen, müssen rechte Normalisierungs- und Skandalisierungsstrategien zunächst erkannt werden 148
4Normative Ausgrenzungen und Disqualifizierung ‚rechter‘ Sprecher*innenpositionen fungieren als strategische Grundlage für deren Legitimitätsbeschaffung 150
5Symbolische Ausgrenzungen von explizit ‚rechten‘ Diskurspositionen verdecken und ermöglichen die stillschweigende Reproduktion des impliziten rassistisch-nationalistischen Konsenses und seine autoritäre, exklusorische Zuspitzung im Rahmen einer ‚Politik 151
6Statt im diskursiven Spiel rechter Skandalisierungs- und Normalisierungsstrategien in den vorgesehenen Rollen mitzuspielen, wären die Spielregeln und ihre Funktionen vorzuführen, um das Spiel und die Spieler*innen zu desavouieren 153
7Um rechte Normalisierungs- und Skandalisierungsstrategien zu unterlaufen, müssen ihre Inhalte und Rationalitätskerne nicht abgewehrt, sondern ernst genommen werden 154
8Ein verbreitetes implizites und explizierbares Wissen über gesellschaftliche Krisenkonstellationen reicht über die autoritären Krisenreaktionen und projektiven Feindbilder hinaus, in denen es derzeit primär kanalisiert wird. Dies eröffnet alternative Mö 155
9Gegen rechte Diskursinterventionen helfen keine Ausgrenzungen, sondern nur offen ausgetragene politische Konflikte um die gesellschaftliche Zukunft 157
Literatur 160
Kritik der Medien – Medien der Kritik 163
Kritik der Medien – Medien der Kritik: Ein Kommentar aus der journalistischen Praxis 164
Pflege der öffentlichen Diskursmoral: Erfolgsmodell oder zum Scheitern verurteilt? 170
1Einleitung 170
2Die Pflege einer öffentlichen Diskursmoral ist demokratiekonstitutiv 171
3Zum Versagen der klassischen Medien 171
4Das Internet ein Gewinn für die Meinungsvielfalt? 173
5Vorschläge zur Pflege öffentlicher Diskursmoral 174
6Intervenierende Praktiken 176
Literatur 177
Medien zwischen Reflex und Relevanz(suggestion) 180
1Einführung 180
2Wenn Debatten gedreht werden (sollen) 181
3Ableitung für den Diskurs gegen Rechts 183
4Die (zugedachte oder selbstbestimmte) Rolle des Journalismus 185
5Sitzen alle in der Diskursfalle? 187
6Fazit 188
Literatur 190
Praxis wissenschaftlicher Diskursintervention 192
Die sprachkritische Aktion „Unwort des Jahres“ – Diskurssensibilisierung oder Medien-Hype? 193
1Einleitend: Die Wahl zum Unwort des Jahres 2018 193
2Diskursintervention und Unwort-Aktion 195
3Pro und contra Unwort-Wahl 196
4Fazit: Chancen und Grenzen der sprachkritischen Aktion „Unwort des Jahres“ 199
Literatur 201
Diskursmonitor – Eine Online-Plattform zur Aufklärung strategischer Kommunikation in Diskursen 202
1Einführung: Erkenntnisinteresse und Ziele 202
2DiskursGlossar: digitales Nachschlagewerk zur strategischen Kommunikation 206
3DiskursReview: Aktuelle Berichte zur diskursiven Großwetterlage 209
4DiskursBarometer: Algorithmisiertes Diskursmonitoring 210
5DiskursWerkstatt: Handreichungen für die lehr-lernende Praxis 212
Literatur 212
Stichwortverzeichnis 214

Erscheint lt. Verlag 23.11.2020
Reihe/Serie Interdisziplinäre Diskursforschung
Interdisziplinäre Diskursforschung
Zusatzinfo X, 219 S. 3 Abb.
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Wirtschaft
Schlagworte Aufklärung • Diskursforschung • Diskurskritik • Journalismus • Öffentliche Soziologie • Öffentliche Wissenschaft • Populismus • Wissenssoziologie
ISBN-10 3-658-30559-2 / 3658305592
ISBN-13 978-3-658-30559-8 / 9783658305598
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