Versöhnung mit dem inneren Teenager (eBook)
256 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-7458-1 (ISBN)
Julia Tomuschat ist Diplom-Psychologin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie arbeitet als Trainerin und Gesundheitspsychologin in den Bereichen Betriebliches Gesundheitsmanagement, Teamentwicklung, Selbstmanagement und Persönlichkeitsentwicklung. Im Jahr 2008 gründete sie die 'Praxis für Gesundheitsförderung' in Lauf an der Pegnitz.
Julia Tomuschat ist Diplom-Psychologin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie arbeitet als Trainerin und Gesundheitspsychologin in den Bereichen Betriebliches Gesundheitsmanagement, Teamentwicklung, Selbstmanagement und Persönlichkeitsentwicklung. Im Jahr 2008 gründete sie die "Praxis für Gesundheitsförderung" in Lauf an der Pegnitz.
Hinweis zur Optimierung
Impressum
Wichtiger Hinweis
Der innere Teenager lebt!
GU Mind&Soul Plus App
Vorwort
Warum wir immer ein bisschen siebzehn bleiben
Pubertät – Die große Veränderung
Unser innerer Teenager und seine Schattenseite
Die Sonnenseite unseres inneren Teenagers
Adulting – Gern erwachsen sein
Meine Eltern und ich – Ist die Ablösung gelungen?
Ich und ich – Wer bin ich eigentlich?
Mein Körper und ich – Busenwachstum, Haare am Sack – und jetzt?
Meine Beziehungen und ich – Kann ich Freund*innen gewinnen?
Meine Aufgaben und ich – Was muss ich leisten?
Die Liebe und ich – Bin ich beziehungsfähig?
Versöhnung mit dem inneren Teenager in drei Schritten
Anmerkungen
Literatur
Danksagung
Die Autorin
WARUM WIR IMMER EIN BISSCHEN SIEBZEHN BLEIBEN
Bei anderen erkennen wir leicht, wenn sie sich wie ein Teenager verhalten und nicht ganz so reif agieren, wie sie es eigentlich könnten. Aber was ist mit uns selbst? In der Pubertät verwandeln wir uns vom Kind in einen Erwachsenen. Das ist ein großer Umbruch, der uns nachhaltig prägt. Kein Wunder, dass wir manchmal innerlich Teenager bleiben.
DER TEENAGER IN UNS
Mein Freund Chris ist fünfundvierzig und antwortet auf die Frage nach seinem Alter immer »siebzehn«. Das ist einerseits ein Scherz, andererseits offenbart seine Antwort auch eine Wahrheit: Chris hat sich tatsächlich eine gewisse Jugendlichkeit bewahrt. Er ist begeisterungsfähig und innerlich beweglich. Er probiert gern neue Trendsportarten aus, fährt mit dem Skateboard zur Arbeit, besucht Rockkonzerte und ist auf Partys ein willkommener Stimmungsmacher. Wenn er vom letzten Alkohol-Absturz mit den Kumpels in der Kneipe erzählt oder einen Witz nach dem anderen reißt, lassen sich seine Freunde gern von seiner amüsanten Jungenhaftigkeit mitreißen. Seine Frau rollt dann schon mal genervt die Augen. Denn Familienfeste, Hausputz und andere Verpflichtungen lässt ihr Ehemann gern aus, weil es ihm zu spießig ist. Sie wünscht sich, ihr Mann wäre dahingehend vernünftiger, verlässlicher und ordentlicher.
Chris ist sich klar, dass er sich manchmal wie ein Teenager benimmt. Er mag diese Jugendlichkeit aber an sich selbst und findet es gut, »nicht immer ganz so erwachsen zu sein«. Andererseits kann er verstehen, dass seine Frau davon nicht immer begeistert ist – also reißt er sich zusammen, erledigt die Jobs im Haushalt, ruft die Tante zum Geburtstag an und verzichtet auf nächtliches Zechen, wenn am nächsten Tag ein Ausflug geplant ist. Insofern ist Chris im Vorteil, denn er bespielt beide Seiten seiner Persönlichkeit: seinen inneren Teenager, der wie ein Siebzehnjähriger vor allem an Spaß und Freiheit interessiert ist, aber auch den fünfundvierzigjährigen erwachsenen Mann.
Die meisten von uns haben so einen inneren Teenager in sich: Wir lieben auch als Erwachsene die Musik, zu der wir mit sechzehn getanzt haben. Wir kichern mit fünfzig beim Mädelsabend noch genauso herum wie damals mit den vierzehnjährigen Freundinnen. Wir schalten manchmal auf jugendliches »Scheißegal« oder haben »null Bock«.
Viele Kraftquellen, auf die wir im Erwachsenenleben zurückgreifen, haben ihren Ursprung in unserer Teenagerzeit: Das Wissen, dass gute Freund*innen wichtig sind, oder die Fähigkeit zu streiten, sich abzugrenzen oder sich für etwas einzusetzen. Viele Interessen und Werte haben wir ebenfalls in dieser Lebensphase entwickelt – als wir endlos Zeit für Hobbys und Diskussionen hatten. Außerdem sind die Teenagerjahre aufregend. Vieles passiert zum ersten Mal und ist so intensiv, dass wir lange daran denken: an den ersten Kuss, die ersten sexuellen Erfahrungen, das erste Verliebtsein. Als Vierzehn-, Fünfzehn- oder Sechzehnjährige schließen wir Freundschaften, die im besten Fall ein Leben lang halten. Aber auch jenseits der ersten Gehversuche als Mann oder Frau können Sie sich sicherlich an witzige und lebenslustige Momente aus dieser Zeit erinnern. Ich selbst muss zum Beispiel sofort schmunzeln, wenn ich daran denke, wie ich als Vierzehnjährige vor lauter Lachen mit Krawumm vom Stuhl gefallen bin – sehr zum lautstarken Vergnügen meiner damaligen Freund*innen. Und wenn Sie sich JETZT für einen kleinen Moment darauf besinnen, werden Sie sicherlich ebenfalls ein solches Erlebnis aus Ihren Jugendjahren herbeidenken können.
In der Teenagerzeit läuft unser Hirn auf Hochtouren, wodurch wir einerseits manchmal schlapp und schläfrig waren, aber auch ein sehr klares Gespür für Ungereimtheiten und Ungerechtigkeit hatten und keine Angst davor, leidenschaftlich für eine Sache einzutreten. Dieser Tage führt uns die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg vor Augen, welche Kraft diesem Gespür innewohnt. Mit Mut, Engagement und Beharrlichkeit hat sie die weltweite Bewegung »Fridays for Future« ins Leben gerufen und auch viele Erwachsene inspiriert.
EIN BISSCHEN MEHR TEEN SEIN
In der Rushhour des Lebens, in der wir Karriere machen wollen, Kinder großziehen und womöglich ein Haus bauen, sind wir häufig so durchgetaktet, dass wir gar keine Zeit für jugendliche Albernheiten haben. Der tagtägliche Trott, der Lärm des Alltags kann uns ganz schön in Beschlag nehmen, sodass völlig in Vergessenheit gerät, welche Pläne wir als junge Menschen geschmiedet und welche Gedanken uns damals bewegt haben. Wir hören auf, uns selbst danach zu fragen, wer wir eigentlich sind und ob das, was wir da Tag für Tag machen, zu uns passt. Auch die große Frage nach dem Sinn des Lebens, die uns in der Jugend so sehr beschäftigt hat, wird hintangestellt.
Aber vielleicht könnten wir als Erwachsene hie und da ein bisschen mehr Teen vertragen? Vielleicht erwischt uns die Midlife-Crisis manchmal deshalb so hart, weil uns das Glitzern und der Zauber der Jugendjahre abhandengekommen sind?
Andererseits erleben wir in der Teenagerzeit Verletzungen und Kränkungen, die uns nachhaltig verunsichern können und noch heute unser Verhalten beeinflussen. Meist ist uns das nicht bewusst und wir merken gar nicht, dass wir uns unangemessen und wie Teenager verhalten. Wenn ich zum Beispiel meine Partner*in mal wieder anmotze, nur weil ich schlechte Laune habe, benehme ich mich wie die Dreizehnjährige, die ich mal war und die ihr Umfeld mit ihrer Übellaunigkeit quält, statt mich wie eine Erwachsene angemessen um meine Laune zu kümmern – und sie eben nicht an anderen auszulassen. Oder wenn ich mich von einer Kritik meines Chefs bis ins Mark getroffen fühle – selbst wenn sie ungerechtfertigt war – und daraufhin meine gesamten Fähigkeiten in Zweifel ziehe. Dann fühle ich mich vielleicht innerlich in die eigene Schulzeit zurückversetzt und so hilflos wie damals, als ich von einem Lehrer vor der Klasse kleingemacht wurde.
Situationen, in denen unser »innerer Teenager« agiert, erkennen wir oft daran, dass sie uns im Nachhinein peinlich sind. Wir sind unangenehm von uns selbst berührt und denken: »So wollte ich mich doch gar nicht verhalten. Ich hatte mir doch vorgenommen, das beim nächsten Mal anders zu machen.« Unser innerer Teenager hat aber auch die Oberhand, wenn wir Dinge aufschieben, die uns unangenehm sind: die Steuererklärung, die Schwiegermutter anrufen, den Hausflur putzen oder den Keller ausmisten. Wenn wir dann einen schier unüberwindbaren inneren Widerstand spüren, ist noch immer der jugendliche Teil in uns lebendig, der »keinen Bock hat, seine Lebenszeit mit blödem Erwachsenenkram zu verschwenden«.
Wenn ich hier ganz selbstverständlich den Begriff »innerer Teenager« verwende, handelt es sich dabei um eine Metapher, um eine bildhafte Zusammenfassung von dem Persönlichkeitsanteil in uns, in dem die Erfahrungen, Gedanken, Gefühle und Erinnerungen aus unserer Jugendzeit abgespeichert sind. Den Begriff selbst habe ich er-, genauer gesagt gefunden. Er ist eine Ergänzung zum »inneren Kind« – also dem Anteil in uns, der für unsere Erfahrungen und Gefühle aus der Kindheit steht.
Bisher ist man davon ausgegangen, dass wir vor allem durch die frühe Kindheit geprägt werden, was sicherlich stimmt. In den letzten Jahren hat meine Freundin und Kollegin Stefanie Stahl mit ihrem Bestseller Das Kind in dir muss Heimat finden1 viel dazu beigetragen, dass die Menschen den Kontakt zu ihrem inneren Kind gefunden haben. Aber was ist mit den Jahren, die der Kindheit folgen? Was ist mit unseren Teenagerjahren?
In der Zusammenarbeit mit Stefanie Stahl und durch die Arbeit mit meinen Klient*innen habe ich oft das Gefühl, dass diese »Flegeljahre« ebenfalls sehr prägend für unser Verhalten als Erwachsene sind, auch wenn wir das häufig nicht wahrhaben und nicht daran erinnert werden wollen, dass wir mal picklige Jugendliche waren. Obwohl wir uns an die Teenagerzeit oft besser erinnern als an die Kindheit, ist uns zumeist nicht klar, wie sehr diese Prägungen aus der Lebensphase zwischen zwölf und vierundzwanzig Jahren unser heutiges Leben beeinflussen. In der Pubertät fassen wir Beschlüsse, die unser gesamtes Leben als Mann oder Frau prägen, und zwar viel weitreichender als nur in Sachen Musikgeschmack. Wenn Sie sich zurückerinnern, werden Sie das leicht merken: Ihre Haltung zu Autoritäten, Ihre Haltung zu Beziehungen, Partnerschaft und Sexualität und zu Freundschaft – in all diesen Bereichen spielen unsere Erfahrungen als Teenager eine zutiefst prägende Rolle. Denn das ist die Zeit, in der sich unser Gehirn umbaut – und jede Erfahrung eine grundlegende Bedeutung bekommt. Es ist die Zeit, in der wir das elterliche Nest verlassen und uns voller Energie UNSEREM Leben widmen. Wir erleben vielleicht erstmals einen echten Zusammenhalt außerhalb der Familie.
Wenn wir heute ständig an uns zweifeln, an unserem Aussehen herummäkeln, unsere Fähigkeiten abwerten, zu viel Alkohol trinken, dann sind das meist Hinweise darauf, dass wir innerlich nicht als Erwachsene agieren, sondern eher wie der Teenager, der wir einmal waren. Genauso ist es, wenn wir reflexhaft gegen Regeln rebellieren oder uns in die Enge getrieben fühlen, sobald jemand etwas von uns fordert, oder wenn wir uns trotz Partnerschaft einsam fühlen. In der Psychologie spricht man auch davon, dass wir manchmal auf frühere Entwicklungsstufen zurückfallen. Obwohl wir längst erwachsen sind, fühlen, denken und handeln wir in bestimmten Momenten nicht wie eine erwachsene Frau...
Erscheint lt. Verlag | 6.5.2020 |
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Reihe/Serie | Lebenshilfe | Lebenshilfe |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Entwicklungspsychologie | |
Schlagworte | Achtsamkeit • Bewältigung • Beziehungsprobleme • Blockaden • Blockaden lösen • Coaching • Dankbarkeit • Denken • Entwicklung • Entwicklungspsychologie • Gelassenheit • Glücklich • GU • GU-Ratgeber • innere Kind • Inneres Kind • Jugend • Jugendalter • Julia Tomuschat • Konflikte • Lebensfreude • Lebensführung • lebens-hilfe • Lebenshilfe • Lebensphase • Lebenssituation • Meditation • mehr selbstbewusstsein • Mitgefühl • Partnerschaft • Persönliche Entwicklung • Persönlichkeitsentwicklung • Persönlichkeitsstörung • persönlichkeits-training • Positiv • Psychologie • Psychotherapie • Pubertät • Ratgeber • Schattenkind • Selbstcoaching • Selbst-Coaching • Selbstheilung • Selbstheilungskräfte • Selbsthilfe • Selbstliebe • selbst-vertrauen • Selbstvertrauen • Selbstverwirklichung • Selbstwert • Selbstwertgefühl • sich entwickeln • Sonnenkind • Stefanie Stahl • Teenager • typische Verhaltensweisen • Übungen • Verhaltensänderungen • Verletzungen • Verletzungen aus der Kindheit • Weiterentwicklung • Zuhause |
ISBN-10 | 3-8338-7458-9 / 3833874589 |
ISBN-13 | 978-3-8338-7458-1 / 9783833874581 |
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