Stimmen ferner Welten - Friedhelm Schmidt

Stimmen ferner Welten

Realismus und Heterogenität in der Prosa Juan Rulfos und Manuel Scorzas
Buch | Softcover
480 Seiten
1995
Aisthesis (Verlag)
978-3-89528-146-4 (ISBN)
46,00 inkl. MwSt
'Realismus' ist als literaturwissenschaftliche Kategorie aus der Mode gekommen: Er wurde eingeengt auf eine normative Stilkategorie, diskreditiert durch die Doktrin des sozialistischen Realismus oder verkam als 'magischer Realismus' zum bloßen Werbeschlagwort für lateinamerikanische Literatur. Die vorliegende Studie setzt dem ein komplexeres Verständnis des Begriffes entgegen, mit dem er im Kontext europäischer und lateinamerikanischer Debatten fruchtbar gemacht wird. Ausgehend von einer Geschichte und Kritik der Realismusdiskussion in Lateinamerika wird auf der Grundlage der Realismustheorie Alexander Kluges sowie der Heterogenitätstheorie Antonio Cornejo Polars das Konzept 'heterogener Realismus' als Interpretationsmodell für lateinamerikanische Literatur entwickelt.

Im Mittelpunkt steht die Anwendung dieses Konzeptes in der Interpretation der Prosa Juan Rulfos und Manuel Scorzas. Untersucht werden v.a. die kulturelle Heterogenität und der wechselseitige Einfluß westlicher und indianischer Kultur in ihren Texten. Darüber hinaus thematisiert die Studie Aspekte wie Oralität versus Schriftlichkeit, Karnevalisierung herrschender Diskurse, Fragmente indianischer Mythologie und politische Konfliktebenen. So werden die Widersprüche deutlich, denen der literarische Prozeß in heterogenen lateinamerikanischen Gesellschaften unterworfen ist.

I. Einleitung

II. Geschichte der Realismusdiskussion in Lateinamerika im 20. Jahrhundert
1. Realismus: vom Weltanschauungsbegriff zum Kunstbegriff - und kein Zurück? Oder: vom tendenziellen Verschwinden des Realismusbegriffs in der lateinamerikanischen Literaturkritik
2. Geschichte der Realismusdiskussion in Lateinamerika im 20. Jahrhundert
2.1 "Offener" oder sozialistischer Realismus?
2.1.1 Die Realismuskonzeption José Carlos Mariáteguis
2.1.2 "Mariáteguisten" allerorten: Die Mariátegui-Rezeption seit 1968
2.1.3 Kritik der Realismuskonzeption José Carlos Mariáteguis
2.1.4 "Dentro de la Revolución, todo; contra la Revolución, nada": Realismusdebatten im nachrevolutionären Kuba
2.1.5 Fiktion oder Dokumentation? Die kubanische Testimonio-Diskussion
2.2 Magischer Realismus und wunderbare Wirklichkeit
2.2.1 Magischer Realismus
2.2.1.1 Der Begriff "magischer Realismus" im Kontext europäischer Kunstdiskussion
2.2.1.2 Die Diskussion um den magischen Realismus in Lateinamerika
2.2.2 Wunderbare Wirklichkeit
2.2.2.1 Das Wunderbare im französischen Surrealismus
2.2.2.2 Alejo Carpentiers Konzept der wunderbaren Wirklichkeit
2.2.3 Kritik der Konzepte des magischen Realismus und der wunderbaren Wirklichkeit

III. Realismus und Heterogenität: Entwicklung einer Theorie heterogener Literaturen in Lateinamerika unter besonderer Berücksichtigung der Realismusfrage
1. Einleitung
2. "Realismus als Methode" versus lateinamerikanische Realismuskonzepte
2.1 Die Realismustheorie Alexander Kluges
2.1.1 Tretjakov - Benjamin - Brecht: Beiträge zu einer Theorie der Produktionskunst
2.1.2 "Realismus als Methode": Alexander Kluges ästhetische Theorie
2.2 "Realismus als Methode" und/oder lateinamerikan. Realismuskonzepte
2.2.1 Neuerliche Kritik der lateinamerikanischen Realismuskonzepte unter Zugrundelegung der Realismustheorie Alexander Kluges
2.2.2 "Realismus als Methode" als Ansatz der Kritik lateinamerikanischer Literatur
3. Antonio Cornejo Polars Theorie heterogener Literaturen
3.1 Zorros de arriba, zorros de abajo: Die ökonomische, politische und kulturelle Zweiteilung Perus
3.2 Unidad - Pluralidad - Totalidad: Kategorien der peruanischen Literaturgeschichtsschreibung
3.3 Die Theorie heterogener Literaturen
3.4 Exkurs: Heterogene Literaturen oder Literatur der Transkulturation
4. Verknüpfung der Realismustheorie mit der Theorie heterogener Literaturen
4.1 Mariátegui - Kluge - Cornejo Polar: Wege zu einer Realismustheorie unter Berücksichtigung der spezifischen soziokulturellen Bedingungen lateinamerikanischer Gesellschaften
4.2 Realismus und Heterogenität

IV. Interpretation der Werke Juan Rulfos und Manuel Scorzas
1. Einleitung
2. Juan Rulfos Werke - heterogene Literatur?
2.1 EI Ilano en Ilamas
2.1.1 Die Erzählungen
2.1.2 Der Erzählzyklus
2.2 Pedro Páramo
2.3 Realismus und Heterogenität in den Werken Juan Rulfos
3. Manuel Scorza: Neoindigenismus und Heterogenität
3.1 La guerra silenciosa
3.1.1 Redoble por Rancas
3.1.2 Garabombo, el invisible
3.1.3 El jinete insomne und Cantar de Agapito Robles
3.1.4 La tumba del relámpago
3.1.5 Der Romanzyklus
3.2 Realismus und Heterogenität in Manuel Scorzas Romanzyklus La guerra silenciosa
4. Vergleich der Werkanalysen
4.1 Die Darstellung regionaler, nationaler und internationaler Konflikte in den Werken Juan Rulfos und Manuel Scorzas
4.2 Heterogener Realismus

V. Schluß: Heterogener Realismus und Allegorie des Nationalen
1. Prolegomena zu einer Theorie lateinamerikanischer Literaturen bzw. der Literaturen in kolonialisierten Ländern
1.1 Heterogene Literaturen und/oder Allegorie des Nationalen
1.2 Die Diskussion Antonio Cornejo Polar - Roberto Paoli: Heterogenität und/oder ungleiche Entwicklung
1.3 Heterogene Literatur als literarische Repräsentation kolonialer bzw. neokolonialistischer Verhältnisse
1.4 Heterogener Realismus und Allegorie des Nationalen

Literaturverzeichnis

Sprache deutsch
Maße 145 x 205 mm
Gewicht 690 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Romanistik
Schlagworte HC/Romanische Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft • Heterogenität • Lateinamerika /Literatur, Literaturgeschichte • Literaturtheorie • Realismus • Rulfo, Juan • Scorzas, Manuel
ISBN-10 3-89528-146-8 / 3895281468
ISBN-13 978-3-89528-146-4 / 9783895281464
Zustand Neuware
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