Der Koran (eBook)

Die wichtigsten Texte
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2017 | 2. Auflage
224 Seiten
Verlag C.H.Beck
978-3-406-71499-3 (ISBN)
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Was sagt der Koran über Gott, die Engel, Mohammed und Jesus? Welche Vorstellung von der Schöpfung und der Natur vermittelt er? Wie soll der Fromme leben? Und was sind die einschlägigen Verse zum Geschlechterverhältnis, zum Kopftuch oder zum Heiligen Krieg? Dieses Lesebuch versammelt die wichtigsten Stellen zu neun Schlüsselthemen des Korans. Kurze Einführungen und Erläuterungen erleichtern das Verständnis. Unentbehrlich für alle, die den Koran kennenlernen wollen.

<b>Hartmut Bobzin</b> ist Professor für Islamwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Neuübersetzung des Korans (C.H.Beck, 2010) wurde von der Kritik einhellig gelobt. Seine Einführung in den Koran (82014) hat sich rund 50.000 Mal verkauft und wurde in viele Sprachen übersetzt. <br><br><b>Katharina Bobzin </b>ist Lehrbeauftragte für Arabisch an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Cover 1
Titel 3
Zum Buch 2
Über die Autoren 2
Impressum 4
Inhalt 5
Einführung 9
1. Anfang und Ende des Korans 27
Sure 1: Die Eröffnung 27
Der Beginn von Sure 2 30
Die abschließenden Suren 113 und 114 33
2. Gott und die Engel 35
Der Glaube im Koran 35
Die Einheit und Einzigkeit Gottes 36
Sure 112: Das Bekenntnis zum strikten Monotheismus 38
Kampf gegen den Götzendienst 40
Die «satanischen Verse» 43
Die Ablehnung von Nebengöttern 45
Gott hat keine Kinder 46
Urformen des Monotheismus 48
Die «schönen Namen» Gottes 49
Gottes Allmacht und Allgegenwart 51
Der Thronvers 53
Der Lichtvers 54
Die Engel 55
Iblis wird aus dem Kreis der Engel ausgestoßen 56
Falsche Vorstellungen über die Engel 58
Die Todesengel 59
3. Mohammed 61
Mohammed als Gesandter Gottes und Siegel der Propheten 62
Der von Jesus verheißene Ahmad 66
Die Zeit vor der Berufung 67
Die Berufung 68
Die Visionen 71
Die Nachtreise 74
Konnte Mohammed lesen? 75
Über Mohammeds mekkanische Gegner 78
Mohammed als Vorbild 79
Segenswünsche für den Propheten 80
4. Weltende, Gericht, Hölle und Paradies 81
Sure 101: Das Pochen 81
Sure 81: Das Zusammenrollen 82
Sure 82: Das Zerbersten 84
Sure 79: Die Entreißenden 85
Sure 78: Die Kunde 87
Sure 56: Das Hereinbrechen 90
Sure 39: Die Scharen 93
5. Die Zeichen Gottes: Schöpfung und Natur 97
Gott als Herr der Geschichte 99
Gott schafft aus Totem Lebendiges 100
Die Erschaffung des Menschen 102
Die Erschaffung von Himmel und Erde 103
Die Natur als Schöpfung Gottes 105
Gott als Schöpfer und Erhalter des Universums 108
Geburt, Tod und Auferstehung des Menschen 115
6. Prophetengeschichten 117
Propheten und Prophetie 117
Adam 121
Die Söhne Adams 124
Noah 125
Abraham 129
Mose 134
Salomo 143
Zacharias und Johannes der Täufer, Maria und Jesus 147
7. Juden und Christen 157
Mekkanische Äußerungen 158
Medinensische Äußerungen 158
8. Die Religiösen Pflichten 171
Das Glaubensbekenntnis 171
Das rituelle Gebet 172
Die Armenspende 182
Das Fasten im Ramadan 184
Die Wallfahrt nach Mekka 186
9. Frömmigkeit und Rechtes Handeln 193
Rechtleitung 193
Die Weisheitslehren des Luqman 194
Die «Zehn Gebote» im Koran 199
Beschreibungen frommen Lebens 202
Bekleidung 206
Essen und Trinken 208
Zum Abschluss: Ein Gebet 211
Deutsche Koranübersetzungen 213
Literatur 215
Verzeichnis der Suren 220
Chronologie der Suren 223
Verzeichnis der übersetzten Koranstellen 224

1. ANFANG UND ENDE DES KORANS


Sure 1: Die Eröffnung


Keine Sure des Korans ist von so überragender Bedeutung und wird so häufig rezitiert wie die erste Sure, die Fātiḥa, zu Deutsch «Die Eröffnung».[1] Andere Namen dieser Sure lauten «Sure des Lobpreises»[2] (Sūrat al-ḥamd) oder «Die Mutter des Buches»[3] (umm al-kitāb). In der Tat finden sich in dieser Sure einige Grundvorstellungen und Schlüsselbegriffe des Korans, ja des Islams überhaupt: Gott (Allāh) als «der barmherzige Erbarmer» und «Herr der Weltbewohner»;[4] der «Tag» (yaum) als Zeitpunkt des «Gerichts» (dīn) und die Bitte um «das rechte Geleit» (hudā) auf dem «rechten (geraden) Weg» (ṣirāṭ mustaqīm).

Die Sure beginnt mit der Anrufung: «Im Namen Gottes, des barmherzigen Erbarmers», auf Arabisch: bi-smi llāhi r-raḥmāni r-rāḥim. Diese Einleitungsformel, die sogenannte Basmala,[5] wird bei zahlreichen Gelegenheiten benutzt; so kann sie am Anfang von Briefen,[6] Aufsätzen und Büchern, ja eigentlich eines jeden schriftlichen Dokumentes stehen. Im mündlichen Gebrauch begegnet sie vor allem am Anfang von Reden oder von Diskussionsbeiträgen. Immer schon war die Basmala ein äußerst beliebtes Objekt der Kalligraphie, der Kunst des schönen Schreibens, die in der islamischen Kultur ein besonderes Ansehen genießt. Nur in dieser ersten Sure wird die Basmala, mit der alle Korankapitel beginnen (mit Ausnahme von Sure 9[7]), als eigener Vers gezählt.

Das Ende des Korans: Die Suren 113 «Das Frühlicht» und 114 «Die Menschen», geschrieben in den Schriftarten Naskhi und Thuluth von Hamd Allah, Ende des 15. Jahrhunderts. Aus: Martin Lings, Splendours of Qur’an Calligraphy & Illumination, Vaduz 2005, Tafel 62

Von ihrer Form her ist die erste Sure ein Gebet – man kann sie als eine Art «Introitus» in den Koran verstehen. Was ihre Entstehungszeit betrifft, so wird sie von fast allen muslimischen Gelehrten der mekkanischen Epoche zugeordnet.

Im rituellen Leben der Muslime hat die Fātiḥa seit frühesten Zeiten einen festen Platz im täglich fünfmal zu verrichtenden Gebet (ṣalāt), denn sie wird zu Beginn einer jeden Gebetseinheit (rakʿa) einmal rezitiert. Darüber hinaus spielt die Fātiḥa auch im islamischen Rechtsleben eine wichtige Rolle. Sie wird bei Heiratsverträgen ebenso wie bei anderen Vertragsabschlüssen benutzt. Auch im Volksglauben und in der Magie ist sie präsent. Von der Art ihrer Anwendung her und der Häufigkeit ist sie dem «Vaterunser» der Christen vergleichbar.

Sure 1 – Die Eröffnung


  1   Im Namen Gottes, des barmherzigen Erbarmers.

  2   Lobpreis sei Gott, dem Herrn der Weltbewohner,[8]

  3   dem Erbarmer, dem Barmherzigen,

  4   dem Herrscher am Tage des Gerichts!

  5   Dir dienen wir, dich rufen wir um Hilfe an.

  6   Leite uns den rechten Weg,

  7   den Weg derer, denen du gnädig bist,

nicht derer, denen gezürnt wird,

noch derer, welche irregehn![9]

Der Beginn von Sure 2


Der Name der zweiten und längsten Sure des Korans, «Die Kuh», geht auf die in den Versen 67 bis 71 geschilderte Episode zurück, in der es um die Auswahl und Schlachtung einer besonderen Kuh zu Sühnezwecken geht.[10] Nach der Basmala folgen in Vers 1 die drei Schriftzeichen alif, lām und mim. Die Zahl solcher aneinandergereihten Buchstaben, die sich am Anfang von 29 Suren finden, schwankt zwischen einem (Suren 38, 50 und 68) und fünf (Suren 19 und 42). Ihre Bedeutung war in der islamischen Auslegungstradition seit jeher umstritten und muss bis heute als letztlich ungeklärt gelten. Möglicherweise handelt es sich um heute nicht mehr verständliche Vermerke, die auf die Zeit der Redaktion des Korantextes (oder noch davor) zurückgehen.[11]

Der eigentliche Surentext beginnt mit Vers 2. Die Worte «Dies ist das Buch …» deuten an, dass wir es hier mit dem Anfang nicht nur einer Sure, sondern eines ganzen Buches zu tun haben. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass eine der ältesten bekannten Zusammenstellungen des Korans, nämlich die des Prophetengenossen ʿAbdallāh ibn Masʿūd (gest. um 652), mit Sure 2 beginnt.[12]

Auch die liturgische Einteilung des Korans in dreißig etwa gleich lange Leseabschnitte – für die dreißig Tage des Fastenmonats Ramadan, an denen der gesamte Koran einmal durchzulesen ist – lässt Sure 1 unberücksichtigt und beginnt mit dem ersten Vers von Sure 2.

Sure 2 – Die Kuh, Verse 1–20


Im Namen Gottes, des barmherzigen Erbarmers.

  1   Alif Lam Mim.

  2   Dies ist das Buch, in dem kein Zweifel ist –

es ist Geleit für Gottesfürchtige.

  3   Die an das Verborgene glauben, die das Gebet verrichten

und die von dem, womit wir sie versorgten, spenden,

  4   die an das glauben, was auf dich und was vor dir herabgesandt,

und die Gewissheit übers Jenseits haben,

  5   die sind von ihrem Herrn geleitet, und sie sind die,

denen es wohlergeht.

  6   Siehe, die ungläubig sind, gleich, ob du sie warntest oder

nicht, die glauben nicht.

  7   Versiegelt hat Gott ihre Herzen und ihr Gehör,

und über ihren Augen liegt ein Schleier.

Harte Strafe ist ihnen bestimmt.

  8   Doch manche Menschen sagen: «Wir glauben an Gott und

an den Jüngsten Tag.»

Sie glauben aber nicht.

  9   Sie suchen Gott zu betrügen und jene, welche glauben,

betrügen aber nur sich selbst, ohne es zu merken.

10   Eine Krankheit ist in ihren Herzen,

ja, Gott lässt die Krankheit schlimmer werden.

Schmerzhafte Strafe ist ihnen bestimmt – dafür, dass sie

gelogen haben.

11   Sagt man zu ihnen: «Richtet auf der Erde kein Unheil an!»,

dann sagen sie: «Wir sind es doch, die Heil bewirken!»

12   Doch sind nicht sie die Unheilstifter, ohne es zu merken?

13   Sagt man zu ihnen: «Glaubt, wie die anderen[13] glauben!»,

so sagen sie: «Sollen wir denn wie die Toren glauben?»

Doch sind nicht sie die Toren, ohne es zu wissen?

14   Und wenn sie jene treffen, welche glauben, so sagen sie:

«Wir glauben!»

Doch wenn sie dann mit ihren Satanen alleine sind,

so sagen sie: «Wir sind auf eurer Seite! Wir sind ja doch nur

Spötter!»

15   Doch Gott wird seinen Spott mit ihnen treiben

und sie in ihrem Aufruhr verblendet taumeln lassen.

16   Die da den Irrweg kauften statt der Leitung,

so dass ihr Handel kein Gewinn war

und sie nicht rechtgeleitet waren,

17   die gleichen einem Menschen, der ein Feuer entzündete,

und als es alles ringsherum erleuchtet hatte,

nahm Gott ihr Licht hinweg und ließ sie in der Finsternis,

so dass sie nichts mehr sahen.

18   Taub, stumm und blind: Sie können nicht zurück!

19   Oder so wie am Himmel eine Regenwolke,

in der sich Finsternis und Blitz und Donner bergen:

Sie stecken in Todesangst vor Donnerschlägen ihre Finger

in die Ohren –

die Ungläubigen hält Gott umfangen.

20   Der Blitz raubt ihnen nahezu ihr Augenlicht.

Sooft er ihnen leuchtet, laufen sie darin,

und wenn es finster über ihnen wird, bleiben sie stehen.

Hätte Gott gewollt, er hätte ihnen ihr Gehör und ihre Sehkraft

weggenommen.

Siehe, Gott ist aller Dinge mächtig!

Die abschließenden Suren 113 und 114


In allen heute üblichen Koranausgaben endet der Korantext mit zwei Suren, die als «die zwei [vor Unheil beziehungsweise Zauber] Bewahrenden [Suren]» (al-muʿawwiḏatān) bekannt sind. Eine weitverbreitete islamische Auslegung bringt beide Suren mit einer Erkrankung Mohammeds, die der Jude Labid ibn al-Aʿṣam durch Zauber verursacht haben soll, in Verbindung. Die Tatsache, dass das Wort Gott – arabisch allāh – in beiden Suren nicht vorkommt, spricht – ebenso wie die Erwähnung vorislamischer Zauberpraktiken – für die Übernahme älterer magischer Formeln. Eine genaue zeitliche Festlegung der Entstehungszeit beider Suren ist nicht möglich, doch werden sie von den Auslegern aus sprachlichen Gründen eher der mekkanischen Zeit zugeordnet.

Sure 113...


Erscheint lt. Verlag 13.7.2017
Reihe/Serie Beck Paperback
Beck Paperback
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Islam
Schlagworte Arabisch • Deutsch • Glaube • Gott • Heilige Schrift • Islam • Islamwissenschaft • Koran • Mohammed • Muslime • Neuübersetzung • Register • Religion • Übertragung
ISBN-10 3-406-71499-4 / 3406714994
ISBN-13 978-3-406-71499-3 / 9783406714993
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