Geschichte der Kirchberg'schen Schlösser auf dem Hausberge bei Jena (eBook)
220 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7448-4354-6 (ISBN)
Eduard Schmid war von 1825 - 1842 Pfarrer in Jenaprießnitz und Ziegenhain.
Vorrede
Von den drei Kirchberg’schen Schlössern, die ehemals auf dem Rücken des Hausberges standen und einem edlen Geschlechte, den Burggrafen von Kirchberg, zum Wohnsitze dienten, ist nur noch ein einzeln stehender runder Thurm, der sogenannte Fuchsthurm, übrig, der weit gesehen wird, aber auch eine weite Umsicht darbieten soll.
Diesen Thurm wieder zugänglich zu machen, um die Aussicht von demselben genießen zu können, war schon längst gehegter Wunsch, und wurde besonders von dem am 22. Febr. vor. J. verstorbenen Herrn Hofadvocat und ersten Amtsactuars Schwabe in Jena bei der Gemeinde in Ziegenhain angeregt, den Bau, durch Sammlungen unterstützt, zu übernehmen.
Später wurde noch um die Genehmigung des Großherzogs nachgesucht, welche, auch unterm 21. Apr. vor. J. durch den Landrath Freiherrn von Lyncker erfolgte.
Um auch von meiner Seite etwas zur Ausführung dieses Zweckes beizutragen, entschloß ich mich, zum Beßten dieses Baues die Geschichte der Kirchberg’schen Schlösser auf Unterzeichnung herauszugeben, wozu ich einen wackern Verleger an Herrn Commissionsrath Wagner in Neustadt a. d. O. fand. Der Erfolg, entsprach zwar nicht ganz den Erwartungen; indessen wurde fleißig an dem Werkchen gearbeitet. Eigne Neigung zog mich zu dergleichen geschichtlichen Forschungen hin; es ist aber auch der Wunsch der obersten kirchlichen Behörde, in den Ortschroniken auch das einzutragen, was aus frühern Zeiten bekannt ist. Avemann schien in seinem gründlichen und vielumfassenden Werke über die Burggrafen von Kirchberg hinlänglichen Stoff zu einer Geschichte der Kirchberg’schen Schlösser darzubieten; aber sein Augenmerk war mehr auf das burggräfliche Geschlecht, als auf die Kirchberg’schen Schlösser und deren Geschichte gerichtet; wiewohl die vielen, den Archiven entnommenen, in der Urschrift mitgetheilten Urkunden, über 200, reichliche Ausbeute liefern. Wiedeburg hat in seinem bekannten Schriftchen nur eine kritische Zusammenstellung dessen gegeben, was Adrian Beier in seinem Geographus Jenensis und Avemann in dem obenerwähnten Werke über die Kirchberg‘schen Schlösser sagen und gelegentlich erwähnen. Um nicht das Bekannte wieder sagen zu müssen, forschte ich weiter, und es öffneten sich bald viele Quellen, und von vielen Seiten her wurde mir freundlich die Hand geboten.
Die Geschichte der Kirchberg‘schen Schlösser, sowie die der meisten Burgen, ist sehr lückenhaft. Die ältesten Nachrichten sind nur Sagen, und bekanntlich beginnt die Geschichte da, wo die Sagen aufhören. Aber auch dann fließen die Quellen sparsam. Die alten Ritter wußten besser das Schwert zu führen, als die Feder, und was noch schriftlich vorhanden gewesen, ist mit ihren Burgen untergegangen. Nur in den Klöstern, mit denen sie in mannichfacher Berührung standen, haben sich in den gerichtlichen Verhandlungen, Käufen und Verkäufen, Nachrichten erhalten; die ein nothdürftiges Licht auf die Geschichte dieser Schlösser werfen. Dergleichen Klöster waren das von den Burggrafen von Kirchberg selbst gestiftete Kloster zu Kapellendorf und das Michaeliskloster zu Jena, deren Urkunden uns die Gunst der Zeit aufbewahrt hat. Abschriften der Kapellendorf‘schen Klosterbriefe besitzt die Universitätsbibliothek zu Jena; welche einzusehen mir freundlichst gestattet wurde, sowie ich aus derselben mit den meisten nöthigen Hilfsmitteln zu dieser Geschichte, deren sie so viele besitzt, bereitwillig und zuvorkommend unterstützt wurde, was ich hiermit mit gebührendem Danke anerkenne. — Die Abschriften der Michaelisklosterbriefe zu Jena besitzt das Justiz-Amt daselbst, welche mir auch bereitwillig gereicht wurden. Hinreichender Stoff lag in diesen Urkunden vor, aber er gewährte wenig Ausbeute für die wirkliche Geschichte, und es kostete Mühe, Herr des Stoffes zu werden. Ich ging in die früheste Zeit zurück, welche in diesen Urkunden gar nicht berücksichtigt war, und ich glaube, Aufschlüsse gegeben zu haben, die früher nicht bekannt waren, und doch Bestand haben werden, namentlich, daß sich Kirchberg in den Händen der Markgrafen von Meißen befand, ehe es an die Burggrafen von Kirchberg kam. Auch die spätere Geschichte dieser Schlösser ist um Vieles deutlicher dargelegt worden, besonders durch Mittheilung einiger noch unbekannter Urkunden und Benutzung von Hortleder’s hinterlassenen Handschriften, die sich auf der Regierungsbibliothek zu Eisenach in neun Foliobänden befinden. Und hier muß ich wieder mit der größten Dankbarkeit anerkennen, daß mir das geh. Staatsarchiv zu Weimar zu benutzen gestattet wurde, insbesondre Herr geh. Archiv-Secretair Kreuter freundlich an die Hand ging, noch unbenutzte Urkunden ausfindig machte und mir namentlich Hortleder’s tabellarische Beschreibung des Amtes Jena gütigst mittheilte. Aber auch Herr Professor und Bibliothekar Dr. Hesse zu Rudolstadt, dessen geschichtliche Forschungen auch die Kirchberg’schen Schlösser mit berühren, hat mir durch Mittheilung von Büchern und Urkunden, sowie durch Auszüge aus Hortleder’s handschriftlichen Nachrichten schätzbare Beiträge zu diesem Schriftchen geliefert, und durch berichtigende, und ergänzende und nachweisende Bemerkungen zu meinen Sammlungen viele Winke und wichtige Aufschlüsse gegeben. Ihm, sowie Hrn. Dr. Herzog in Jena und Andern, die mich ebenfalls freundlich mit Büchern und Nachweisungen unterstützten, fühle ich mich dankbar verpflichtet.
Bald aber unterstützte man mich noch auf andere Weise, um dieses Werkchen so vollständig und umfassend, als nur möglich, zu machen. Herr Porcellainmaler Fuchs in Jena erbot sich freiwillig, die nöthigen Zeichnungen unentgeltlich dazu zu liefern; so entstand
- die Zeichnung mit den drei Burgen, welche zwar zunächst nach dem Wandgemälde in der Ziegenhainer Kirche entworfen worden ist, sich aber auch in Avemann’s Geschichte der Burggrafen von Kirchberg, S. →, und im dritten Berichte des Vereins für Erforschung des Alterthums (Naumburg, 1823.), vom Maler Weidenbach aus Naumburg gezeichnet, befindet. Es sei mir vergönnt, bei dieser Gelegenheit über die Darstellung selbst etwas zu sagen. Auf dem ursprünglichen Gemälde, mit Arabesken umgeben, sieht man zwischen den drei Schlössern Kriegsvolk, an dessen Spitze je ein gekrönter und berittener König, herabkommen, und unten zwei große gekrönte Köpfe, in der Nähe einer Hütte, in welcher vermuthlich die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde die Geschenke aus den Händen der drei Könige aus dem Morgenlande in Empfang nahm. Man hat daher behauptet, daß dieses Gemälde keineswegs die drei Burgen auf dem Hausberge darstellen sollte, sondern vielmehr die Schlösser der drei Könige aus dem Morgenlande. Allerdings mag dies die ursprüngliche Idee des Malers gewesen sein, aber einmal ist die Bauart keineswegs morgenländisch, sondern ächt teutsch, und dann ist bekannt, daß die Maler des Mittelalters Gegenstände, die sie darstellen wollten, immer aus der nächsten Umgebung nahmen, und was war natürlicher, als daß die drei Kirchberg‘schen Schlösser auf dem nahen Hausberge als Muster dienen mußten. Auch findet sich in der ganzen Geschichte dieser Schlösser kein Widerspruch. Greiffenberg war das vesteste Schloß, Kirchberg hatte einen runden Thurm, der noch steht und eine Kapelle, und Windberg einen Thurm, aus welchem der junge Landgraf Dietrich, als es 1304. (S. 68.) von Feinden umgeben war, sein Panier aussteckte.
- Der Fuchsturm, im Sturm aufgenommen, im Hintergrunde der Gebirgszug zwischen Zwäzen und dem Landgrafen, am Ufer der Saale Wenigenjena. Die Höhe dieses Thurms ist ungefähr 71 Fuß, und gerade so viel beträgt unten der Umfang. Die Dicke der Mauer oben ist 3 Fuß, und der Durchmesser oben im Vollen 20 Fuß, und 1 Zoll Weimar. Werkmaß. Die Dicke der Mauer unten bei Eingange (S. 109) rechts ist 7¾ Fuß und links 8¼ Fuß; der Durchmesser unten im Lichten ist 6½ Fuß. Möge sich bald in seinem Innern eine Treppe erheben und dem Schaulustigen auf seiner Zinne die entzückende Umsicht auf die Umgegend hin darbieten!
Herr Meusezahl, Stud. math. und Gehülfe auf der Großherz. Sternwarte zu Jena, übernahm willig die Zeichnung des beigegebenen Planes des Hausberges, aus der großen, von Herrn Amtsgeometer Wenzel in Jena aufgenommenen Terrain-Charte der Umgegend von Jena abgenommen.
Die Einleitung ist mir freundlichst zugekommen.
Die geographische Lage des Fuchsthurms, sowie die Höhe des Hausberges überhaupt (S. 113.), hat Herr Dr. Schrön mir freundlichst mitgetheilt, sowie Herr Prof. Dr. Zenker gern die Beschreibung des Hausberges in geognostischer und botanischer Hinsicht (S. 122.) übernommen hat.
So ist denn der Hausberg, auf dem ehemals drei stattliche Burgen prangten, und welcher vermuthlich von dem Stammhaus der Burggrafen seinen Namen hat, von allen Seiten beleuchtet worden, und ein Schriftchen, das anspruchslos in die Welt treten sollte, ist durch patriotische Beiträge und zusammenwirkende Kräfte so vollständig, als nur möglich, gemacht worden. Ein gutes...
Erscheint lt. Verlag | 30.5.2018 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► Mittelalter |
Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Regional- / Ländergeschichte | |
ISBN-10 | 3-7448-4354-8 / 3744843548 |
ISBN-13 | 978-3-7448-4354-6 / 9783744843546 |
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