Zivile Helden

Theaterverhältnisse und kulturelle Hegemonie in der französischen und spanischen Aufklärung

(Autor)

Buch | Softcover
240 Seiten
2010 | 1., Aufl
Argument Verlag mit Ariadne
978-3-86754-306-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zivile Helden - Peter Jehle
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Jehle macht überraschende Zusammenhänge zwischen Sozial- und Theatergeschichte sichtbar und gewinnt neue Einsichten in die Logik kultureller Kämpfe. Kenntnisreich und gut lesbar geschrieben - ein vorbildliches Stück Kulturwissenschaft.
'Sie sitzen schon, mit hohen Augenbrauen, / Gelassen da und möchten gern erstaunen', heißt es im Faust. Doch die Wirklichkeit ist anders. Im Parterre gibt es keine Sitzplätze, die den Blick der Zuschauer zwangsläufig auf die Bühne ausrichten würden; ausschließlich männliche Zuschauer kommentieren lautstark das Geschehen und drehen der Bühne nicht selten den Rücken zu, weil hinten im Saal oder oben auf den Rängen gerade das interessantere Schauspiel stattfindet. Im 18. Jahrhundert sind wir noch weit entfernt von den Momenten vollkommener Illusion, die sich Stendhal gewünscht hat. Und doch wird gerade das Theater zu einem der Orte, an denen die Produktion eines neuen gesellschaftlichen Subjekts betrieben wird - eines zivilen Helden, der den adligen Müßiggänger wie den soldatischen Typus in den Schatten stellt. Der zivile Held bezieht sein Selbstverständnis aus nützlicher Tätigkeit - nützlich für die vielen, die von ihrer Arbeitskraft leben müssen. Wie Diderots Enzyklopädie den nützlichen Wissenschaften ein Forum geboten hat, so das Theater dem zivilen Helden, der eine neue Lebensweise vorführt. Zum Bahnbrecher der modernen Welt, wie Gramsci sagt, wird nicht derjenige, der sich vor allem mit den Beziehungen zwischen Höflingen beschäftigt, sondern derjenige, der 'Ratschläge zur Erbauung des Typus des Bürgers in der Zivilgesellschaft' gibt.

Peter Jehle, Romanist und Germanist, ist Gymnasiallehrer für Französisch, Deutsch und Spanisch in Berlin, Gramsci-Übersetzer sowie Redakteur und Mitherausgeber der Zeitschrift "Das Argument" und des "Historisch-Kritischen Wörterbuchs des Marxismus". Verfasser von: "Werner Krauss und die Romanistik im NS-Staat" (Argument Sonderband 242).

Einleitung
Teil: Frankreich
1 Die Eroberung des Theater durch die Literatur
2 Das literarische Regime: Text und Aufführung
3 Die umkämpfte Stellung des Lachens im Theater des Ancien Régime
4 Kulturelle Hegemonie der bürgerlichen Gruppen: der Umbau des Theaters zur "moralischen Anstalt"

Teil II: Spanien
1 Einleitung
2 Die Theaterverhältnisse zu Beginn des 17. Jahrhunderts 3 Das popular-nationale Theater im 18. Jahrhundert in der "kulturellen Ökonomie" des Volkes
4 Die moralisch-intellektuelle Reform des neoklassischen Projekts
5 Ausbruch aus dem Intellektuellenzirkel - das Theater als Projekt einer Aufklärung von unten

Erscheint lt. Verlag 14.8.2010
Reihe/Serie Argument Sonderband ; 306
Sprache deutsch
Maße 135 x 210 mm
Gewicht 330 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Romanistik
Schlagworte Frankreich • Geschichte 1600-1800 • Gesellschaft • Sozialgeschichte • Spanien • Taschenbuch / Romanische Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft • Theater • Theatergeschichte
ISBN-10 3-86754-306-2 / 3867543062
ISBN-13 978-3-86754-306-4 / 9783867543064
Zustand Neuware
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