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VORWORT


Mit übernatürlichen Erscheinungen und Geistwesen haben sich die Menschen aller historischen Epochen beschäftigt. Und gerade in der heutigen Zeit, in der Traditionen und Werte verloren zu gehen scheinen, interessieren sich viele Menschen wieder verstärkt für spirituelle Dinge und übersinnliche Vorstellungen. Dabei möchten die Menschen auf jemanden vertrauen können.

Die Gläubigen der christlichen Religionen können sich nicht nur auf Gott, sondern auch auf seine zahlreichen Helfer, die Engel, verlassen. Die himmlischen Heerscharen nehmen verschiedene Aufgaben wahr und erfüllen ihr jeweiliges Amt pflichtbewusst. Daher werden sie von Gott als Vermittler zwischen ihm und den Menschen eingesetzt; sie verkünden seine Botschaften, offenbaren seinen Willen und überbringen seine Befehle. Engel treten aber auch als Helfer und Beschützer der Menschen auf. Sie sind gleichzeitig Boten, Wächter und Seelengeleiter nach dem Tode.

Über Engel wurden bereits zahlreiche Bücher geschrieben, die vor allem das Wirken der Engel und dessen Folgen für die Menschen behandeln. Dieses Buch beschäftigt sich zwar auch mit den mannigfachen Erscheinungsweisen und Tätigkeiten der himmlischen Wesen, im Vordergrund steht jedoch vor allem ihr Auftreten in der bildenden Kunst. Bei Betrachtung der einzelnen Kunstwerke verschiedener Epochen und Künstler wird sowohl auf die bildhafte Umsetzung der überlieferten Engelsgeschichten als auch auf die unterschiedliche Interpretation des jeweiligen Motivs durch den Künstler eingegangen.

Den Anfang im ersten Kapitel machen die Engel, die Gott sehr nahe stehen. Hier begegnet der Leser einerseits den Engelschören, die sich zu seinem Lob um Gottvater vereinigt haben, und den Wächtern des Garten Eden, andererseits auch den Engeln, die sich gegen Gott aufgelehnt haben und die in die Hölle hinabstürzten.

Der Schwerpunkt der insgesamt sechs Kapitel liegt auf den Erzengeln. Gabriel ist auf Gemälden zur Verkündigung der Geburt Jesu an Maria immer zugegen. Und Michael darf beim Jüngsten Gericht als Seelenwäger oder im Streit gegen das Böse als Kämpfer nicht fehlen. Die Tobiaslegende aus dem Alten Testament ist schließlich untrennbar mit Raffael verbunden. Die Erzengel Gabriel, Michael und Raffael könnten in ihrer Vielzahl der Darstellungen ein eigenes Buch füllen, da insbesondere die beiden erstgenannten nach der Bibel wichtige Aufgaben erfüllten.

Das dritte Kapitel des vorliegenden Buches ist den Himmelsboten gewidmet, etwa wenn sie Ehepaaren die Geburt eines Kindes voraussagen.

Im darauf folgenden Kapitel wird auf die Engel eingegangen, die bei heiligen Geschehnissen anwesend sind. Sie dienen zum Teil nur als schmückendes Beiwerk, zum Teil aber helfen sie ganz konkret bei schweren körperlichen Tätigkeiten. Manchmal sorgen sie auch als Musikanten für einen festlichen Rahmen der Szenen auf den Bildern.

Im fünften Kapitel zeigen die himmlischen Geschöpfe dann nicht nur ihre sanfte Seite, sondern handeln bedingungslos auf Gottes Befehl. Sie offenbaren die Macht, die ihnen Gott verleiht, wobei sie den Menschen meist helfen, sie manchmal aber auch bestrafen müssen.

Den Abschluss dieses Buches bilden die Engel, die die Menschen nach ihrem Tod begleiten. Fürsorglich stellen sie sich auf die Seite der Seelen und verteidigen sie beim Jüngsten Gericht gegen den Teufel. Schließlich gelangen diese Seelen mit Hilfe der Engel ins Paradies.

Eine faszinierende Wirkung hatten die Flügelwesen auf die Künstler aller Länder und Zeiten. Je nach Region und Epoche fielen die Darstellungen der Engel aber sehr unterschiedlich aus. Mal kommen sie in Menschengestalt ohne Flügel, mal als schrecklicher Reiter, dann wieder leuchtend von einem Strahlenkranz umgeben oder von einem grellen Licht erfasst auf die Erde herab. Diese Bandbreite sollen die folgenden ausgewählten Abbildungen verdeutlichen.

Eine Auswahl zu treffen, war bei der Fülle von sich anbietenden Werken sehr schwierig. Mein Dank gilt daher Heike Frank-Ostarhild, die neben der kritischen Durchsicht der Texte auch die Bildauswahl übernommen hatte. Sie begrenzte sinnigerweise die Auslese auf die Bilder, die ab dem Mittelalter im christlichen Umkreis entstanden sind. Die Kunstwerke sollten besonders ausdrucksstark sein und gleichzeitig einen erzählenden Charakter besitzen. Ich danke Erhard Gaß, der als Verleger die Entstehung dieses Buches möglich gemacht und beratend begleitet hat, und Alexander Frank, der für die grafische Gestaltung verantwortlich war. Erwähnen möchte ich auch Timo Buschick, dessen Zuspruch und Unterstützung ich sehr viel verdanke.

So ist mit Hilfe dieser Menschen ein Buch entstanden, in dem Text und Bild auf jeweils einer Doppelseite gleichwertig nebeneinander stehen. Beim Umblättern sieht der Leser das Wirken der Engel stets aus einem anderen Blickwinkel.

Zum leichteren Verständnis wurden die notwendigen Fachbegriffe aus Kunstgeschichte und Theologie mit → gekennzeichnet und im Glossar alphabetisch aufgeführt. Die meisten Textquellen, die den Künstlern bei ihrer Arbeit zu Grunde lagen, werden direkt in den Bilderläuterungen angegeben. Darüber hinaus werden einige Textquellen im Anhang aufgelistet.


Pia Massari