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Einführung: Radfahren auf der Schwäbischen Alb

Dass man auf der Schwäbischen Alb, einem Mittelgebirge mit Höhen bis knapp über 1000 m, hervorragend wandern kann, ist wohlbekannt. In Scharen strömen die Wanderer an einem schönen Tag zu den Aussichtspunkten am Albtrauf, zu den Burgruinen, zu den Höhlen, vertrauen sich den Markierungen des 20 000 Kilometer langen, vom Schwäbischen Albverein unterhaltenen Wanderwegenetzes an.

Dass man hier aber auch genussvoll Rad fahren kann, sich dabei ganz andere Möglichkeiten ergeben, dass dabei nicht nur schweißtreibende Albaufstiege zu bewältigen sind, sondern dass sich einige Gebiete der Alb geradezu anbieten, mit dem Rad befahren zu werden, ist weniger bekannt. Gewiss, die schmalen Pfade am felsigen Albtrauf, sie werden auch weiterhin den Wanderern vorbehalten sein. Doch die Hochfläche mit den bewaldeten Kuppen, die Hochebenen im Osten, die der Donau zufließenden Täler, das Albvorland mit den Streuobstwiesen und Weinbergen, das ist ideales Radlerterrain. Ein dichtes Netz von landwirtschaftlichen Wegen macht es nicht allzu oft erforderlich, auf Straßen auszuweichen. Sorglos läßt sich auf den für den, Kfz-Verkehr gesperrten Wegen radeln, die zwischen den Feldern und Wiesen hindurchführen und in der Regel asphaltiert sind. Verläuft der Weg durch ein Waldgebiet, ist er allerdings meist mit feinem Schotter befestigt.

Auch die Fernradwege - Donauradweg, Schwäbische-Alb-Weg, Hohenlohe-Ostalb-Weg, Alb-Neckar-Weg, Hohenzollern-Weg verlaufen nur im Bereich der Donau streckenweise auf speziell angelegten Radwegen. Diese Strecken sind markiert, während Radmarkierungen, mit deren Hilfe Tagestouren zusammengestellt werden können, nicht überall anzutreffen sind. Erst in den letzten Jahren haben manche Landratsämter und Tourismusverbände damit begonnen, Radwege auszuschildern und Broschüren bzw. Radkarten herauszugeben.

Die hier vorgestellten Tagestouren wurden folglich von uns zusammengestellt und ausprobiert, sind deshalb kaum durchgehend markiert. Bei der "Komposition" standen zwei Kriterien im Vordergrund: Pro Tour sollte nach Möglichkeit nur ein größerer Anstieg zu bewältigen sein - ganz ohne Höhenunterschiede geht es nun mal nicht in einem Mittelgebirge -, und am Weg sollte irgendetwas für Abwechslung sorgen: ein Badesee, ein Thermalbad, ein Rast- und Grillplatz, eine gemütliche Einkehrmöglichkeit. Es gehört einfach dazu, in einer Dorfwirtschaft, einem Biergarten, einem Naturfreunde- oder Albvereinshaus einzukehren, um die regionalen Spezialitäten auszuprobieren: ein deftiges Vesper mit Hausmacherwurst; ein Viertel "Neuffener Täleswein" mit einer Brezel; ein Glas Most zum schwäbischen Wurstsalat oder zu den geschmälzten Maultaschen; eine Tasse Kaffee zu einem selbstgebackenen Obstkuchen.

Zum Schluss eine ganz persönliche Bitte: Um Konflikte zwischen Wanderern und Radfahrern zu vermeiden, haben wir zwar bei der Auswahl unserer Strecken schon bewusst auf diejenigen Wege verzichtet, die sehr häufig von Fußgängern begangen werden. Wo es streckenweise nicht zu vermeiden war, weisen wir im Text darauf hin und bitten um rücksichtsvolles Fahren.

Die Schwäbische Alb
Die heutige Kulturlandschaft ist geprägt von weiten, oft steinigen Äkkern auf der Hochfläche, von Laubwäldern an der steilen Traufkante und auf landwirtschaftlich nicht nutzbaren Kuppen, von Weideflächen für Pferde und von Wacholderheiden an den Südhängen der Täler. Diese für die Alb so charakteristischen Heideflächen sind die Folge jahrhundertelanger Wanderschäferei. Auch heute noch wird man immer wieder auf Schafherden treffen.

250 km lang und 40 km breit ist der Höhenzug, der, von Norden her gesehen, rund 400 m steil ansteigt und wie abgesägt wirkt, wie eine geschichtete Torte. Ein Vergleich, der zwar nicht sehr wissenschaftlich klingt, aber durchaus anschaulich ist. Denn es handelt sich tatsächlich um Schichten, um Tone, Sande, Kalke, die sich über einen Zeitraum von etwa 60 Mill. Jahren im einstigen Jurameer ablagerten, die heutigen Schichten des Schwarzen, Braunen und Weißen Jura. Was sich damals, vor rund 180 Mill. Jahren, in diesem Meer bewegte, sank zu Boden, wurde überdeckt, versteinerte unter ganz bestimmten Bedingungen, so dass man sich heute aufgrund der gefundenen Fossilien eine recht genaue Vorstellung vom damaligen Leben im Meer machen kann, beeindruckend dargestellt im Urweltmuseum Hauff in Holzmaden (Tour 11) und im Fossilienmuseum in Dotternhausen (Tour 5).

Dass der einstige Meeresboden heute ein Gebirge ist, hängt mit tektonischen Bewegungen zusammen, die vor ca. 65 Mill. Jahren einsetzten: die Alpen wurden dabei herausgehoben, der Oberrheingräben abgesenkt, die Erdkruste nördlich der Alpen zerbrach in Schollen. Auch diese begannen sich herauszuheben, und die Mittelgebirge wie die Alb wurden "geboren". Wie eine Tafel stieg die Alb empor, kippte dann aber nach Südsüdosten ab, so daß der nördliche Rand heute bis zu 400 m steil ansteigt, die Hochfläche aber nach Süden sanft abfällt. Als Folge dieser Bewegungen der Erdkruste stieg aus dem Erdinnern glühende Gesteinsschmelze, Magma, durch die Kalkschichten empor, wurde jedoch nicht, wie bei einem Vulkanausbruch, herausgeschleudert, sondern erstarrte, noch bevor es die Erdoberfläche erreichte. So entstanden im Bereich Bad Urach - Kirchheim unter Teck rund 350 "Vulkanembryonen", die als Schwäbischer Vulkan bezeichnet werden. Diese einstigen Schlote sind auf der Albhochfläche als kreisförmige Mulden erkennbar wie das Randecker Maar (Tour 12); dort, wo der Albrand infolge von Erosion bereits zurückgewichen ist, als Bergkegel wie die Limburg (Tour 11), denn die Schlotfüllungen aus Basalttuff - ein zusammengebackenes Gemisch aus Auswurfgestein, abgebrochenen Schlotwänden und Wasser - sind wesentlich härter als die sie umgebenden Juraschichten.

Und sie sind wasserundurchlässig, was dazu führte, daß sich Oberflächenwasser in den Mulden sammelte. Eine Tatsache, die für die Besiedlung der Alb entscheidend war, denn mit der Heraushebung der Albtafel begann auch der Prozess der Verkarstung, der heute noch andauert. Ursache der Verkarstung ist, dass Kalkgestein durch kohlensäurehaltiges Regenwasser aufgelöst wird und daß dadurch über Jahrtausende im Gestein feinste Risse entstehen. Als langfristige Folge verändert sich auf diese Weise die Entwässerung der Landschaft: oberirdische Wasserläufe werden unterirdische Höhlenbäche - gut zu sehen an der Donauversickerung bei Fridingen (Tour 1) -, einst von Flüssen durchströmte Täler verwandeln sich in Trockentäler, Quellen versiegen und Wasser sprudelt an tiefer gelegener Stelle aus einer Karstquelle oder einem Quelltopf wie dem Blautopf (Tour 16) oder dem Brenztopf (Tour 21). Auch im Albkörper schreitet die Verkarstung weiter, entsteht ein neues Höhlenstockwerk, fallt das alte, darüber liegende trocken.

Wo solche Höhlen auf der Albhochfläche durch Erosion inzwischen freigelegt wurden, sind sie Anziehungspunkte: Heute für Touristen, die bei einer Führung z. B. durch die Bärenhöhle (Tour 7) einen Blick in das Innere der Alb tun können; vor Zehntausenden von Jahren für Steinzeitjäger, die auf ihren Jagdzügen über die Alb streiften und in den Höhlen Schutz vor unwirtlichem Wetter suchten. Hier stellten sie einfachste Steinwerkzeuge her, aber auch kleinste Figuren aus Mammut-Elfenbein, die ihre gefährlichsten Jagdtiere wie Bison, Mammut und Höhlenlöwe darstellten. Diese bei Grabungen vor allem in den Höhlen im Lonetal (Tour 22) und im Tal der Blau gefundenen Figürchen gelten als die ältesten Kunstwerke der Welt und werden auf ca. 30 000 Jahre datiert.

Nicht nur die Steinzeitjäger hinterließen Spuren: Die Kelten legten Wälle und Gräben an, um ihre Höhensiedlungen wie die Heuneburg (Tour 3) zu schützen; die Römer bauten Straßen und Gutshöfe wie den in Hechingen-Stein (Tour 6); die Alemannen gründeten Haufendörfer, heute noch erkennbar an der Endung der Ortsnamen -aufingen und -stetten. Und die adligen Grundherren des Mittelalters errichteten Burgen: auf den Felskanten der Täler von Donau und Großer Lauter, auf den vorgeschobenen Zeugenbergen wie Teck und Neuffen - überall sind heute die Ruinen dieser Adelssitze zu sehen prägen sie das heutige Bild der Alb.

Doch nicht alle Burgen wurden im 15./16. Jh. verlassen, manche wurden, dem Trend der Zeit entsprechend, zu komfortableren Schlössern umgebaut wie z. B. die Schülzburg im Großen Lautertal (Tour 14), die im 19. Jh. einem Brand zum Opfer fiel, oder das Schloss in Sigmaringen, heute noch im Besitz des Fürstenhauses Hohenzollern-Sigmaringen (Tour 2), Auch das Schloss, das heute als Aushängeschild des Feriengebiets Alb gilt, Schloss Hohenzollern (Tour 6), wurde im 15. Jh. nach einer vernichtenden Zerstörung neu aufgebaut, jedoch im 18. Jh. sich selbst überlassen; das heutige Märchenschloss ist also erst eine Schöpfung des 19. Jahrhunderts. Die anderen erhaltenen Schlösser wurden im 15./16. Jh. bei oder in einer Stadt errichtet, wie das Residenzschloß in Bad Urach (Tour 9) und das Schloss in Kirchheim unter Teck (Tour 11), beide einst im Besitz der württembergischen Herzöge.

Weitere Zeugnisse aus dem Mittelalter sind die zahlreichen Klosteranlagen, deren Kirchen teils im gotischen Stil, z. B. in Heiligkreuztal (Tour 3) und Blaubeuren (Tour 16), teils im barocken Stil ausgestaltet wurden wie in Beuron (Tour 1), Obermarchtal (Tour 14) und Neresheim (Tour -24). Wer jedoch mehr am einfachen Leben auf dem Lande während der letzten 100-200 Jahre interessiert ist, der findet beinahe auf jeder Tour ein Heimatmuseum, häufig mit regionalem Schwerpunkt wie in Tuttlingen (Tour 1), in Laichingen (Tour 17) oder in Beuren (Tour 10), wo Häuser aus der Umgebung zusammengetragen wurden.

Rechtlicher Hinweis zum Inline-Skating
Nach dem Gesetz ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz das Skaten nur auf Gehwegen oder kombinierten Rad-/Fußwegen erlaubt, und das mit einer Höchstgeschwindigkeit von 7 km/h. Reine Radwege, Straßen und optisch abgetrennte Streifen auf der Straße sind für Skater tabu. In der Praxis jedoch wird das Skaten in allen drei Ländern toleriert, was auch in den Routenvorschlägen Niederschlag findet.
Allerdings können Skater bei einem Unfall, auch wenn er nicht selbst verschuldet ist, zu Schadenersatz herangezogen werden, sofern sie auf nicht erlaubten Wegen oder zu schnell unterwegs waren. Es ist also die Entscheidung jedes Einzelnen, ob er bei dieser Rechtslage die Inline-Tipps ganz oder nur teilweise nachvollzieht.
Schadenersatzansprüche, gleich welcher Art, können Autoren und Verlag nicht übernehmen.
Außerdem: Wer für den Rückweg Bahn, Bus oder Schiff bevorzugt, sollte unbedingt Straßenschuhe mitnehmen, da das Betreten mit Inlinern nicht gestattet ist. Mit einem Laufschuh lässt sich - eingedenk der Rechtslage - das eine oder andere kritische Wegstück überbrücken.