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Vorwort Ist man bemüht als Dozent eine gute Unterrichtsvorbereitung für seine Schüler auf die Beine zu stellen, wälzt man diverse Bücher um das Thema, in meinem Fall die "Viszeralosteoptahie", von möglichst vielen Seiten zu beleuchten. Durch die tägliche Praxisarbeit selektiert man, sicher auch nach persönlichen Vorlieben, Durchführbares von weniger Geeignetem. So ergab sich im Laufe der Zeit eine umfangreiche Sammlung an Material, die es zu strukturieren und zu ordnen galt. Das Ergebnis liegt vor Ihnen. Ich habe mitnichten das Rad neu erfunden, vielleicht ein wenig daran gedreht, in erster Linie habe ich jedoch versucht eine umfassende Übersicht zu vier Behandlungskonzepten der Viszeralosteopathie zu geben. Als erstes ist Barrals Konzept zu nennen. In Europa sicher die bekannteste Art vizeralosteopathisch zu arbeiten. Seine Betrachtungsweise der Organe als Viszerale Gelenke, die vergleichbar sind mit Parietalen Gelenken, mit zwei Gelenkpartnern, Gleitflächen und Bewegungsachsen und -ebenen erschließt dem Therapeuten gut strukturiert die Behandlung der Inneren Organe. Finet und Williame haben mit ihrer Arbeit eine fasziale Behandlungsmethode für das Viszerum etabliert, die meines Wissens in diesem Buch das erste Mal in deutscher Sprache vorgestellt wird. Ich habe mich auf die Darstellung der Exspirationsdysfunktionen beschränkt, weil meiner Meinung das Diaphragma die Hauptantriebskraft für die Organbewegung ist und die Exspirationsdysfunktion am besten geeignet ist mit Hilfe der diaphragmatischen Bewegung dieser Bedeutung Rechnung zu tragen. Die amerikanische Methode viszeral zu behandeln hat ihre Wurzeln in A T. Stills Herangehensweise an die Inneren Organe. Die Zirkulation steht im Mittelpunkt der Behandlung: Wie werden die Organe arteriell, venös, lymphatisch und vegetativ versorgt und wie kann man über diese zirkulatorischen Strukturen auf die Funktion und Struktur des Organs Einfluss nehmen? Kuchera und Kuchera haben dieses Konzept vorgelegt. Dabei haben sie sich an Funktionskreisen orientiert, z.B. Oberbauchdysfunktion oder Unterbauchdysfunktion. Ich habe versucht diese Behandlungsart auf das einzelne Organ zu übertragen, so dass das vorliegende Lehrbuch abgeschlossene Kapitel enthält, in denen alle vier Behandlungskonzepten integriert sind. Dabei habe ich berücksichtigt, dass die zirkulatorischen Strukturen des Abdomens so angelegt sind, dass eine Beeinflussung eines einzelnen Organs nicht möglich ist: Der Truncus coeliacus versorgt die gesamten Oberbauchorgane mit arteriellem Blut, der Plexus coeliacus innerviert den Oberbauch vegetativ. Dennoch denke ich, dass die von den Funktionskreisen losgelöste Darstellung dieser Behandlungsmethode in einem Lehrbuch in den einzelnen Organkapiteln ihre Berechtigung hat. Das erleichtert dem Anfänger das Verständnis für die Methode, der erfahrene Osteopath löst sich im Laufe der Zeit zunehmend von starren Denkmustern. Die Reflexpunkte nach Chapman ergänzen als viertes Behandlungskonzept die viszeralen Techniken. Sie stellen einerseits ein wertvolles diagnostisches Hilfsmittel dar, andererseits können die Inneren Organe auf nochmals andere Art behandelt werden. Bei der Beschreibung der Techniken kommt meine persönliche Erfahrung zur Darstellung. Mir ist es ein wichtiges Anliegen zu betonen, dass es bei einer Technik nicht auf den Griff ankommt, sondern auf das zu erreichende Ziel. An einer bestimmten Grifftechnik festzuhalten, ist mir zu dogmatisch und hemmt eine Fortentwicklung. Ich bitte daher darum kreativ zu sein und die Osteopathie weiterzuentwickeln. Im Laufe meiner Unterrichtstätigkeit am Institut für Angewandte Osteopathie fiel mir auf, dass es kein Lehrbuch der Vizeralosteopathie gibt, zumindest kein mir bekanntes, das neben einer gut strukturierten Darstellung der viszeralen Techniken auch einen ausführlichen theoretischen Teil integriert. Als besonderen Mangel empfand ich das Fehlen einer umfassenden anatomischen und topographischen Beschreibung des einzelnen Organs. Im Zweifelsfall musste man sich bisher damit behelfen aus verschiedenen Lehrbüchern der Anatomie die gewünschten Informationen zusammenzusuchen. So habe ich versucht, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit, die makroskopische Anatomie und Topographie eines Organs in den Aspekten darzustellen, die für den Osteopathen von Bedeutung sind. Ebenso habe ich mich von diesem Grundsatz bei der Erarbeitung der Physiologie leiten lassen. Man könnte sicher sehr viel mehr und Interessantes zur Physiologie der Organe sagen, aber für den täglichen Gebrauch scheint mir das vorgelegte Basiswissen ausreichend. Der Umgang mit dem Kapitel "Pathologien" erfordert einer besonderen Erwähnung. Die Beschreibung der einzelnen Erkrankungen ist nur knapp gehalten, es soll eine Orientierung für den Therapeuten sein zu erkennen, welche Symptome auf eine Pathologie hindeuten, die mit osteopathischen Mitteln nicht zu behandeln ist. Die Kunst einer osteopathischen Behandlung und die Verantwortung in der jeder Therapeut steht ist es die eigenen Grenzen zu erkennen und diese nicht zu überschreiten. Die kollegiale Zusammenarbeit mit Ärzten ist in diesem Sinne oberstes Gebot. Zum Schluss ist es mir eine Ehre einigen Menschen für ihre Begleitung zu danken: Meinen werten Kollegen Jutta Martin und Dieter Burkhardt: Für ihre Unterstützung bei der Erstellung dieses Buches entbiete ich meinen herzlichen Dank. Zum Schluss gilt der besondere Dank meiner Frau und meinen Kindern, die im letzten Jahr so manches Mal auf meine körperliche und geistige Anwesenheit verzichten mussten.
Geleitwort In 150 Jahren Osteopathiegeschichte wurden zahlreiche Ansätze entwickelt. Der Begründer der Osteopathie Andrew Taylor Still war seiner Zeit weit voraus, er hat manchen Gedanken formuliert, der für die heutige Medizin und die Osteopathie nach wie vor unverändert Gültigkeit besitzt. Sein Bestreben war es, die damalige Medizin vor einer allzu radikalen Spezialisierung und Mechanisierung zu warnen und zu bewahren. Er propagierte eine ganzheitliche und individuelle Sichtweise in der Medizin. Dabei war es ihm wichtig, dass der Patient im Mittelpunkt der Konsultation steht. Sein Ideal der Medizin ist es zuerst alles zu unternehmen um die autoregulativen Kräfte des Patienten zu aktivieren. Erst wenn die Grenzen der Autoregulation erreicht sind, sollte die Allopathie zum Zuge kommen. Sein erster Gradmesser für die gute Funktion des menschlichen Körpers ist die Bewegung und zwar im weitesten Sinne des Wortes. Der Autor des vorliegenden Buches Eric Hebgen und sein Lehrer Josi Potaznik, haben diese Philosophie verstanden. Gerade in unserer heutigen Welt, mit ihren zahlreichen Reizen und Überreizungen, gewinnt die osteopathische Sicht auf den Patienten an Bedeutung. Insbesondere im viszeralen Bereich bietet sie einen höchst interessanten Ansatz. Der Entschluss, dieses Buch zu schreiben, lag also nah. Eric Hebgen hat vieles aus vorausgegangenen Publikationen verschiedener Autoren aufgegriffen, zusammen geführt und ein Übersichtswerk geschaffen. Dieses Buch entstand auch auf der Grundlage des viszeralen Unterrichts von Dr. med. Josi Potaznik D.O.; er hat über einen langen Zeitraum den viszeralen Unterricht am Institut für angewandte Osteopathie mitaufgebaut. Dieses Werk ist nicht nur eine allgemeine Abhandlung über viszerale Osteopathie, es ist auch Wegweiser und Lehrbuch, das die Organe nach osteopathischen Gesichtspunkten in ihrer physiologischen Bewegung beschreibt, Bewegungsstörungen definiert und pathologische Auswirkungen darstellt. Werner Langer D.O. |
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