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Vorwort Heidelore Kluge

Als ich mit den Recherchen für dieses Buch begann, ahnte ich nicht, wie spannend die Arbeit werden würde. Weihrauch war mir bisher zwar als Räuchermittel für kirchliche und meditative Zwecke bekannt, darüber hinaus als Bestandteil verschiedener Kosmetika, vor allem Parfüms. Auch über seine Verwendung in der antiken und mittelalterlichen Medizin hatte ich gelesen. Nun erfuhr ich, daß Weihrauch auch in der modernen Medizin immer mehr Beachtung findet. Dies habe ich vor allem meinem Co-Autor Dr. R. Charles Fernando zu danken, der mir eine Fülle von wissenschaftlichen Publikationen zur Verfügung gestellt und mir aufgrund seiner eigenen Erfahrung bei der Herstellung und Distribution von Weihrauch-Kapseln alle offenen Fragen beantwortet hat.

Weihrauchpräparate sind zunächst in indischen Kliniken und Forschungsinstituten intensiv untersucht worden. Es wurde dort unter den Bezeichnungen Sallaki und H15 als Arzneimittel zugelassen. In den 80er Jahren unternahm der Pharmakologe Professor H.P.T. Ammon von der Universität Tübingen eine Studienreise nach Indien, die das Ziel hatte, die Therapiemethoden der ayurvedischen Medizin näher kennen zu lernen. Bei dieser Gelegenheit wurde er auf die Weihrauchpräparate aufmerksam. Daraufhin führte er eigene Untersuchungen in Deutschland durch, die die Wirksamkeit des Weihrauchs bei verschiedenen Krankheiten bestätigten. Es folgten weitere klinische Studien, die die gleichen Ergebnissse erzielten. So berichtet Dr. Wolfgang Brückle, der Chefarzt der Rheumaklinik "Sonnengarten" in Bad Nenndorf, daß Weihrauch entzündungshemmend wirkt - und das nahezu ohne Nebenwirkungen. An den Universitäten Gießen und Bochum wurde Weihrauch bei der Behandlung von Hirntumoren erprobt. Dabei konnte Professor Thomas Simmet in Bochum eine Ödemrückbildung durch Weihrauchgaben beobachten. Seine Arbeitsgruppe, der unter anderem auch der Neurochirurg Dr. Michael Winking von der Universitätsklinik Gießen angehört, wurde für ihre Forschungen über die Wirkung der Boswelliasäure gegen Ödeme sogar mit dem Internationalen Rudolf-Fritz-Weiß-Preis ausgezeichnet, der für experimentelle und klinische Arbeiten auf dem Gebiet der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) vergeben wird.

Obwohl die Verwendung von Weihrauch als Heilmittel in der westlichen Welt erst seit so kurzer Zeit erforscht wird, zeichnen sich schon die ersten Erfolge ab. Das zeigt sich nicht nur in den klinischen Ergebnissen, sondern auch in den Berichten von Patienten. Zwar kann auch Weihrauch Erkrankungen nicht kurieren, die sich durch andere Mittel ebenfalls nicht heilen lassen. In zahlreichen Fällen kann es sie jedoch zumindest lindern - und das ohne nennenswerte Nebenwirkungen. Dieses Buch bietet eine Übersicht über die bisher bekannten Möglichkeiten. Doch es gibt noch viel zu erforschen und man darf gespannt auf die Ergebnisse sein!




Vorwort Dr. R. Charles Fernando

In einer Zeit, in der die "Naturmedizin" immer mehr an Bedeutung gewinnt, müssen wir uns bewußt machen, daß nicht jedes pflanzliche Heilmittel als Gegenpol oder als Alternative zu den synthetischen Produkten der Schulmedizin verstanden werden kann. Manche Heilkräuter sind hochgiftig, andere hingegen unbedenklich. Von ihren Nebenwirkungen ist hier nichts bekannt - allerdings auch nichts von ihren Heilwirkungen. Vor diesem Hintergrund ist es nötig, auch Pflanzenarzneien auf ihre Berechtigung als Phytopharmaka kritisch zu prüfen.

Die Pflanzenarznei Weihrauch hat diese Prüfung bestanden. Deshalb ist sie auch kein "Trendsetter" und schon gar keine "Modeerscheinung". Vielmehr ist Weihrauch der neue Weg einer rational begründeten Therapie zur Behandlung einer Vielzahl entzündlicher Erkrankungen. Einige dieser Erkrankungen verlaufen chronisch, so daß bei einer Langzeitanwendung von Medikamenten wie Corticosteroiden oder Antirheumatika erhebliche Nebenwirkungen auftreten können. Dies macht wiederum deutlich, daß die Schulmedizin den Bedürfnissen der Patienten nicht in ausreichendem Maß gerecht werden kann. Nebenwirkungsarme Wirkstoffe sind daher für eine langfristige Anwendung therapeutisch unumgänglich. Die Heilsamkeit der Weihrauchtherapie beruht auf einem sanften Effekt. Das garantiert, daß bei einer Behandlung mit Weihrauch nicht "mit Kanonen auf Spatzen geschossen", sondern im Gegenteil ein sanftes Arzneimittel wirkungsvoll und heilend eingesetzt wird.

Neben der kultischen, mystischen Bedeutung von Weihrauch fasziniert mich besonders die seit alters geschätzte und zugeschriebene therapeutische Wirkung des Weihrauch. Als toxikologisch tätiger Wissenschaftler und Apotheker sind alle Fragestellungen, die Qualität der Ausgangspflanze bis zur fertigen arzneilichen Zubereitung betreffend, von entscheidender Bedeutung. Ganz wichtig für mich ist es, das Hauptaugenmerk auf die Qualitätssicherung des pflanzlichen Ausgangsmaterials zu richten, da sie für das Heilmittel bestimmend ist. Hierzu zählen: Das gezielte Züchten des Weihrauchbaums, um vergleichbare Wirkstoffgehalte zu erhalten. Das Berücksichtigen von Standort, Klima, Bodenbeschaffenheit, Erntetechnik, Lagerung, Verfälschungen, Verwechselungen und Kontamination mit Schwermetallen im Boden sowie Verunreinigung durch Pestizide und Herbizide. Bei der Weiterverarbeitung des pflanzlichen Rohprodukts müssen Prüfungen auf Identität, Reinheit und Gehalt erfolgen. Für die anstehende Arzneizubereitung wird das Weihrauchharz zunächst einmal schonend zum Pulverisat verkleinert und schonend temperiert, um dafür Sorge zu tragen, daß die Wirkstoffe erhalten bleiben und zugleich außerdem Mikroorganismen, wie Schimmelpilze und Bakterien, den Nährboden entzogen werden. Die Entscheidung, ob der angereicherte Extrakt oder das gesamte Pulverisat in einer bestimmten Darreichungsform (Tablette, Dragee oder Kapsel) zu verwenden ist, ist durchaus eine wesentliche. Ich persönlich plädiere für den Einsatz des Pulverisats, da ich die Heilkraft des Weihrauchs nicht allein auf das Wirken einzelner angereicherter Inhaltsstoffe beschränke, sondern auf das Zusammenwirken aller Inhaltsstoffe der Pflanze, so wie sie nur in der Natur vorkommen kann. Dieser sogenannte Synergie-Effekt unterstreicht die Wirksamkeit eines pflanzlichen Heilmittels durch die einmalige Ausgewogenheit aller vorkommenden Bestandteile. Als Darreichungsform entschieden wir uns für Kapseln, um den Zusatz von Hilfsstoffen, die sonst für die Tablettierung oder Dragee-Herstellung erforderlich sind, auszuschließen. Inzwischen sind einige Kooperationen und Studien mit sowohl schulmedizinisch als auch komplementär-medizinisch orientierten Ärzten, Naturheilpraktikern und Kliniken entstanden. Ich freue mich außerordentlich, daß die Akzeptanz von Seiten der Patienten und der dazugehörigen Therapeuten groß ist. Dies läßt mich hoffen, daß die noch nicht abgeschlossenen Forschungen eines Tages einen Stand erreichen, welcher es rechtfertigt, daß Weihrauch sich als manifestierter Therapieweg etabliert.

Dieses Buch liefert eine Fülle wichtiger Informationen und Tips auf neuestem Kenntnisstand. Darüber hinaus zeigt es den Werdegang einer Arzneipflanze, wie sie aus der Überlieferung heraus Eingang in Forschungslaboratorien und Kliniken gefunden hat und wie sie sich nun zum Wohl des Patienten einsetzen läßt.