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Vorwort Bücher über Kindererziehung gibt es bald wie Sand am Meer. Ähnlich ist es mit "gut gemeinten" Tipps von Müttern, Schwiegermüttern, Freunden mit bereits älteren Kindern (und, oft noch viel schlimmer, Freunden und Verwandten ohne Kinder!), Zeitungen für Eltern und Frauen usw. Vieles davon ist ideologisch, subjektiv, veraltet, trivial oder schlicht dumm bzw. unpassend. Dieses Buch will sich nicht in diese Reihe eingeordnet sehen; es geht nicht um Tipps und Strategien, um Kinder zu "guten" Kindern (was auch immer das sein soll) hinzubekommen - wobei es oftmals das Ziel vieler Eltern ist, dass die Kinder so werden wie sie oder noch mehr erreichen. Ziel dieses Buchs ist es vielmehr, Kinder gesund zu erhalten. Denn nichts ist so schlimm für Eltern, als wenn die eigenen Kinder schwer verunglücken, behindert werden oder gar vor ihnen sterben. Von solchen Schicksalsschlägen erholt man sich wahrscheinlich nie ganz. So beunruhigend es klingen mag: 100-prozentigen Schutz gibt es vor solch katastrophalen Schicksalsschlägen auch nicht, aber es gibt viele Wege und Möglichkeiten, Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit gesund zu erhalten. Mit der Umsetzung der Tipps in diesem Buch gehen Sie gewaltige Schritte in diese Richtung. Viele Kinderschutzexperten aus verschiedenen Bundesländern und mit verschiedenen Fachrichtungen haben ihr spezifisches Wissen dazu in das Buch einfließen lassen. Was kann unseren kleinen Lieblingen alles passieren? Zwei real geschehene Beispiele hierzu. Erstens, eine Gruppe Kinder spielt Seilziehen: Das Seil reißt und die Kinder fallen so unglücklich übereinander, dass ein kleiner Bub auf tragische Art und Weise sterben muss. Zweitens, ein 18-jähriger junger Mann fährt mit dem Wagen seiner Mutter um zwei Uhr nachts von der Disco nach Hause und hat noch zwei Freunde und zwei Freundinnen im Wagen. Aufgrund überhöhter Geschwindigkeit, gepaart mit Selbstüberschätzung, typisch männlichem Verhalten, fehlender Fahrpraxis und regennasser Straße, kommt er von der Fahrbahn ab; zwei junge Menschen müssen sterben, einer wird sein restliches, langes Leben behindert bleiben und die übrigen zwei sind "nur" schwer verletzt. Wie ist das in diesen beiden Beispielen nun mit der Schuld und den Möglichkeiten, Kinder vor Unfällen und dem Tod zu bewahren? Wir können weder Spiele (Bsp. 1) noch Radfahren oder das Mitfahren bei Freunden im Wagen (Bsp. 2) verhindern oder gar verbieten. Vor dem Unglück Nr. 1 könnte niemand seine Kinder bewahren; vor dem Unglück Nr. 2 schon, wenn es einem gelingt, vernünftig Gefahren zu vermitteln und Alternativen (Jugendlicher trinkt wenig/keinen Alkohol und fährt verantwortungsbewusst Auto; Vater holt die Jugendlichen ab; Fahrt mit dem Taxi; ...) aufzuzeigen. Vor einigen Schicksalsschlägen können wir Kinder nicht bewahren. Eine der Lehren aus dem ersten Beispiel ist, dass man Ereignisse werten muss; es ist absolut unwahrscheinlich, dass so ein unglücklicher Sturz passiert (aber einmal ist es nun doch geschehen, so wie im Sommer 2004 erstmals ein Kind in einem Fahrradanhänger getötet wurde) und wir können präventiv nichts dagegen machen. Ähnlich müssen wir sexuelle Verbrechen an Kindern relativieren: Die Presse schreibt "gern" über den Täter, der spektakulär Kinder in seinen Wagen holt - aber die gleich gelagerten Verbrechen von Angehörigen, Bekannten und Verwandten sind um den Faktor 100 oder mehr höher! Nur: Darüber berichtet die Presse weniger gern. Wir müssen also lernen, Gefahren einzustufen. Wir können unsere Kinder darauf vorbereiten, sich in jedem Alter entsprechend sicher zu verhalten. "Passt aber auf", wird die Mutter wohl jedes Mal sagen, wenn die Kinder mit dem Rad unterwegs sind. "Ja, ja!" oder "Ja, klar!" sind dann die beim Verlassen der Wohnung schnell hingeworfenen Worte der Kinder, ohne über die Umsetzung des sinnvoll und liebevoll gemeinten Tipps nachzudenken: Zu wichtig ist es dem Achtjährigen, schneller oder cooler zu radeln als seine Freunde. Zu wichtig ist es dem 18-Jährigen aus dem zweiten Beispiel, bei den Mädchen als harter Typ anzukommen. Er bezahlte das mit seinem Leben und tötete gleichzeitig seinen Freund, kurz vor dessen Abiturprüfung; dessen Freundin wird nie wieder gehen können, ein normales Leben mit all seinen vielen schönen Seiten bleibt ihr vielleicht 60 Jahre lang verwehrt. Die wahren Gefahren im Leben unserer Kinder, also die Gefahren, die viele Kinder verletzen, töten oder zu Behinderten machen, sind meist nicht spektakuläre Dinge wie Drogen, Sexualdelikte durch Fremde oder Suizid (übrigens bei Studenten fünfmal so hoch wie bei der übrigen Bevölkerung!) - das trifft eine verschwindend kleine Minderheit; dennoch ist jeder einzelne Fall ein schrecklicher Schicksalsschlag für alle Beteiligten. Nein, die größte Mehrheit der wahren Gefahren für die Kinder sind harmlos erscheinende, unspektakuläre Dinge wie Stolpern mit bleibenden Folgen, sexuelle Übergriffe von Vertrauenspersonen, ausgegrenzt werden von der Clique oder Unfälle im Haushalt und in der Freizeit. Hier passieren die mit Abstand meisten Unfälle von Kindern, und hier setzt dieses Werk an. Doch leider ist zu berücksichtigen, dass neben menschlichen Problemen auch juristische Probleme auf einen zukommen können, wenn die eigenen Kinder erheblich verletzt oder gar getötet werden. Man denke nur an die (freundlich ausgedrückt) sorglose Mutter, die ihr Baby angeschnallt in der Trage auf das Ceranfeld des Herds stellte; das unwesentlich ältere Geschwisterkind spielte an den Knöpfen, und als die Mutter die Küche endlich betrat, war das Baby tot. Neben dem Ehemann gab es hier noch einen zweiten Mann, der für Ärger sorgte, nämlich der Staatsanwalt, der die Mutter wegen fahrlässigen Verhaltens mit Todesfolge anzeigen musste. |
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