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VORWORT Die Große Pyramide des Cheops in Giza hat zu allen Zeiten die Menschen fasziniert und in ihren Bann gezogen. Die Pyramiden der Cheopssöhne und Enkel, Chephren und Mykerinos, sind auf diesen vollendeten Grabbau hin ausgerichtet. Ihre harmonischen Ausmaße, ihr einzigartiges, grandioses Kammer- und Korridorsystem hat über Jahrtausende die Phantasie von Archäologen, Baumeistern, Theologen, Esoterikern und Utopisten beflügelt und zu Deutungen angeregt. Griechische Historiker und Geographen, römische Kaiser und kulturbeflissene Reisende der Antike bewunderten sie. Fromme Pilger des frühen Mittelalters sahen auf ihren Wegen ins Heilige Land die Große Pyramide und hielten sie für die Kornspeicher Josephs und Pharaos. Als solche sind sie in den Mosaiken des Markusdomes in Venedig dargestellt. Arabische Historiker wußten noch zu berichten, daß dies Grabbauten waren; für sie und die Menschen des arabischen Mittelalters war die Große Pyramide aber ein Ort geheimer Schätze und Mächte, worüber allerdings schon Herodot Geschichten zu berichten wußte. In moderner Zeit sind es häufig esoterische Deutungen, die Pyramide als Monument, in dem für Wissende biblische Geschichte und zukünftiges Geschehen verbaut ist, geheime Kammern mit außerirdischen Geheimnissen, die die Sensationslust der Menschen beflügeln. Dagegen haben Archäologen und Bauforscher in nüchterner Arbeit die staunenswerte Perfektion der Maße dieses Riesenbaues entschlüsselt und bekannt gemacht. Wer war dieser Cheops, der dies ewige Wunderwerk hat errichten lassen. Altägyptische Berichte über Leben und Persönlichkeit von Königen des Alten Reiches oder des Mittleren Reiches existieren nicht. Daß Cheops ein Sohn des Snofru, des großen Pyramidenerbauers war, erfahren wir allein durch den Zufallsfund der Grabausrüstung seiner Mutter Hetepheres in Giza. Er muß einer der jüngeren Söhne des Snofru gewesen sein, der in Dahschur im Anblick und im Erleben der gewaltigen Pyramidenbauten seines Vaters aufgewachsen ist. Seine älteren Brüder Nefermaat und Rahotep haben diese ersten, echten Pyramiden erbaut und dabei lehrreiche Kenntnisse gesammelt. Der Name des Kronprinzen Cheops wird jedoch zu Lebzeiten seines Vaters Snofru niemals erwähnt, noch erfahren wir, wie seine Wahl zum Thronerben innerhalb des Königsklans vor sich gegangen ist. Anscheinend lebte der bestellte Erbe fest abgeschirmt und beschützt im Schatten des regierenden Königs in Vorbereitung auf seine künftige Verantwortung. Indes hat Cheops unmittelbar nach seinem Regierungsantritt weitgehende Entscheidungen getroffen und es ist kein Zweifel daran, daß er während seiner Regierung einen bestimmenden Einfluß auf alle Geschehnisse nahm. Spätere Schilderungen seines Charakters wie die des Herodot sind zweifellos späte Erfindungen lokaler Dragomane, und stark geprägt von griechischem Denken und griechischen Vorstellungen menschlicher Hybris beim Anblick von Bauten, die alles menschliche Maß zu überschreiten scheinen. So bleiben allein sein Pyramidenbezirk, seine Denkmäler und die Stiftungen, die Cheops hinterlassen hat, um ein Bild seiner Persönlichkeit zu umreißen, denn auch für ihn gilt, daß allein eines Menschen Werk zählt und nicht Zufälligkeiten seines Lebens. Diese Werke bereitet Michael Haase mit einer ausgezeichneten Vertrautheit der lokalen Gegebenheiten in Giza, einer umfassenden Literaturkenntnis und einem feinem Einfühlungsvermögen auf, ergänzt durch hervorragende eigene Aufnahmen und Pläne. Dadurch gelingt es ihm, ein wirklich umfassendes Bild und Verständnis dieses größten Bauwerks der antiken Welt zu vermitteln, das sowohl Archäologen und Historikern als Forschungsgrundlage dienen wird, jedoch auch interessierten Laien und begeisterten Hobbyforschern einen Zugang ermöglicht. Rainer Stadelmann |
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