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Geleitwort von Wilhelm Barthlott Kakteen haben eine ihnen eigene, sehr spezielle Faszination. Wie die leuchtend gefärbten Kolibris sind die Cactaceae Kreaturen der Neuen Welt. Miniaturkakteen mit weniger als 2,5 cm Durchmesser sind in den Trockengebieten von Nord- und Südamerika versteckt, während die majestätischen Säulen des Riesenkaktus (Saguaro), Carnegiea gigantea, die Wüstengebiete von Arizona dominieren. Alle diese Kakteen zeigen aber, genügend Zeit vorausgesetzt, die nicht zu übertreffenden, leuchtenden Blüten; sie stehen in einem auffälligen Kontrast zur starken Bedornung, welche den Betrachter in gebührendem Abstand hält. Kakteen gehörten mit großer Wahrscheinlichkeit zu den Geschenken, die Christoph Kolumbus bei seiner Rückkehr aus der Neuen Welt Isabella, der Königin Kastiliens, mitbrachte. Die ersten Berichte über die Kultur von Kakteen in Europa stammen aus dem Zeitraum von 1570. Viel später wurde eine einzige Pflanze von Ariocarpus kotschoubeyanus - nach Prinz Vasily von Kotschoubey (1812-1850) benannt - unmittelbar nach der Entdeckung an eine Pariser Gärtnerei verkauft, zu einem Preis, der den Wert des Pflanzengewichtes in Gold um ein Vielfaches übertraf. Und die Faszination dauert fort - auf der ganzen Welt existieren heute Kakteen- und Sukkulentengesellschaften. Es gibt jedoch weitere überraschende Tatsachen zu den Kakteen. Die letzte, von Fachleuten erarbeitete Monumentalmonografie der Kakteenfamilie wurde 1919-1923 von Nathaniel Lord Britton und Joseph Nelson Rose veröffentlicht. Erst jetzt, kurz nach dem Beginn des neuen Jahrtausends, wird mit dem vorliegenden Werk wieder eine komplette Übersicht publiziert. Dieses Buch umfasst neben einer Einführung in die wichtigsten Aspekte der Kakteenfamilie kurze Beschreibungen aller rund 1900 verschiedenen Arten und 500 Unterarten und Varietäten. Ich erinnere mich noch genau an den Sommertag im Jahre 1973, als ich Dr. Edward F. Anderson in einem abgelegenen Gebiet von Ecuador begegnet bin. Als junger Student kurz nach der Promotion war ich von Teds weitläufigem Pflanzenwissen beeindruckt. Seine wissenschaftlichen Interessen konzentrierten sich auf die Ethnobotanik sowie auf die Kakteen. Schon lange vor der Veröffentlichung seines Buches über den Peyote, Lophophora williamsii, war er unter den an diesen einmaligen Pflanzen interessierten Botanikern eine führende Persönlichkeit. Während mehrerer Jahre war er Präsident der Internationalen Organisation für Sukkulentenforschung, und neben zahlreichen Auszeichnungen wurde er 1998 mit dem Cactus d'Or geehrt. Als Ted 1992 die Stelle als Senior Research Botanist am Desert Botanical Garden in Phoenix, Arizona, übernahm, konnte er sich endlich ausschließlich dem Studium seiner Lieblingspflanzen widmen. Das seit langem erwartete und jetzt veröffentlichte, monumentale Nachschlagewerk zur Kakteenfamilie ist die Kulmination einer lebenslangen, beruflichen Beschäftigung. Prof. Dr. Wilhelm Barthlott Vorwort von Edward F. Anderson Während der über 40 Jahre, in denen ich mich mit den Kakteen beschäftigte, habe ich den Bedarf eines solchen Buches, wie es jetzt hier vorliegt, erkannt. Ich stellte mir ein großformatiges, reich illustriertes, wissenschaftlich korrekt und doch gut lesbar verfasstes Buch vor - ein Buch, welches allen Interessierten, spezialisierten Taxonomen, Ethnobotanikern und Naturschützern nützlich sein würde, aber natürlich auch allen anderen, welche mehr über diese ungewöhnlichen Pflanzen aus der Neuen Welt wissen wollen. So ist das vorliegende Werk eine gründliche Übersicht über die Diversität der Kakteen an ihren natürlichen Fundorten. Natürlich können wir uns auch an den Kakteen in Kultur erfreuen - umso mehr, je besser wir die Pflanzen kennen und entsprechend kultivieren können. Die Zusammenstellung dieses Lexikons war fast ausschließlich eine erfreuliche Sache. Es war eine Herausforderung die einzelnen Gattungen zu bearbeiten und sich mit den vielen anderen Themen, welche die Kakteen betreffen, zu befassen. Erfreulicherweise bedingte die Zusammenstellung der Texte und Abbildungen auch umfangreiche Feldarbeit in den vielen Gebieten Nord- und Südamerikas, in denen Kakteen vorkommen. Die Fotografie gehört seit langem zu meinen besonders geliebten Tätigkeiten - ein Thema, das mir mein Vater näher brachte, als ich noch jung war. Zu meinem Vorteil verbrachte ich viel Zeit mit ihm bei der Arbeit in der Dunkelkammer oder bei anderen fotografischen Techniken. Darüber hinaus war mir während des Erarbeitens dieses Buches die Unterstützung durch andere Kakteenspezialisten sowie engagierte Liebhaber und die Zusammenarbeit mit ihnen eine große Ehre. Bei der Organisation des Inhaltes musste eine Reihe von Entscheidungen getroffen werden. Bei zahlreichen Kakteenverwandtschaften fühlte ich mich zu wenig kompetent, um zu entscheiden, welche Arten anerkannt werden sollen oder nicht. Dasselbe gilt in noch stärkerem Masse auf der Rangstufe der Gattung. Der Umfang der zugänglichen Informationen und die Komplexität vieler Verwandtschaftsbeziehungen bei den Kakteen machen es für eine Einzelperson fast unmöglich, eine aussagekräftige Klassifikation der Familie zu entwickeln. Entsprechend fiel die Entscheidung leicht, das von der Internationalen Kakteensystematikgruppe (ehemals Cactaceae Working Party der Internationalen Organisation für Sukkulentenforschung) entwickelte Klassifikationssystem zu Grunde zu legen, zumal ich seit der Gründung dieser Gruppe 1984 auch dort Mitglied war. Es handelt sich bei diesem System im Wesentlichen um das von David Hunt (1992,1999a) benutzte System der CITES Cactaceae Checklist (CITES = Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora; Abkommen über den internationalen Handel mit natürlicherweise vorkommenden gefährdeten Tier- und Pflanzenarten). Dieses System wird die Basis für das von David Hunt erarbeitete Kakteenlexikon bilden und war auch die Grundlage der Behandlung der Familie in der European Garden Flora (Hunt & al. 1989) sowie für den von Wilhelm Barthlott und David Hunt verfassten Beitrag zu den Kakteen in The Families and Genera of Flowering Plants (1993). Die Internationale Kakteensystematikgruppe führte ihre Arbeiten jedoch in den Folgejahren weiter, und viele der vorgeschlagenen Änderungen wurden bereits in dieses Werk übernommen. Die Beschreibungen der Gattungen und Arten erfolgen in alphabetischer Reihenfolge, was das Buch hoffentlich zu einem handlichen Nachschlagewerk macht. Zudem erschließt ein komplettes Register aller wissenschaftlichen Namen auch die Synonyme. Ein eigenes Kapitel ist der Diskussion der verwandtschaftlichen Beziehungen der Kakteen gewidmet. Viele auffällige Merkmale der Kakteenmorphologie bedingen bei den Beschreibungen die Verwendung einer Reihe von Fachausdrücken, die in einem Glossar erklärt werden. Das vorliegende Lexikon ist nicht mehr als ein weiterer Schritt mit dem Ziel, die Kakteen besser zu verstehen - letztlich ein unerreichbares Ziel. Der Zweck des Buches ist deshalb einfach: Es soll die Familie mit ihren vielfältigen Gattungen und Arten beschreiben und illustrieren. Kein Kakteenbuch wird ausnahmslos alle Leser befriedigen können, aber es ist meine Hoffnung, dass dieses Buch mit den zahlreichen Bildern allen denjenigen entgegenkommt, die mehr über die bemerkenswerte Familie der Kakteengewächse erfahren wollen. Dank Die Erarbeitung der Grundlagen hat sich über mehr als vier Jahrzehnte erstreckt, nämlich die gesamte Zeit, in der ich mich mit Kakteen beschäftigt habe, und entsprechend ist es schwierig, sämtlichen Personen gebührend zu danken, von welchen ich Unterstützung erfahren habe. Zuerst ist es mir aber ein Anliegen, der Leitung und den Mitarbeitenden des Desert Botanical Garden, Phoenix, Arizona, USA, für ihre Unterstützung und Ermutigung zu danken - dieses Buch wäre ohne die vom Garten gewährten Möglichkeiten, Pflanzen und Arbeitszeit nicht möglich geworden. Zahlreiche Institutionen haben meine Kakteenarbeiten finanziell unterstützt, so die American Philosophical Society, die National Science Foundation, der World Wildlife Fund, die Convention on International Trade of Endangered Species of Wild Fauna and Flora, die Internationale Organisation für Sukkulentenforschung (IOS), die Cactus and Succulent Society of America, die Huntington Botanical Gardens, der Desert Botanical Garden sowie das Whitman College. Ganz speziell möchte ich mich für die finanzielle Hilfe durch meinen Sohn Clark E. Anderson bedanken, der den Desert Botanical Garden im Zusammenhang mit meinen Forschungen mehrfach unterstützt hat. Meine zahlreichen Studienreisen wurden sowohl in Zusammenarbeit mit Studenten wie mit Kollegen durchgeführt: Richard O. Albert, Salvador Arias, Heather Blaine, Derek Bowdry, Helia Bravo, Richard Brown, Hugo Cota, Chris Davidson, W. A. und Betty Fitz Maurice, Conrad Fleming, Keith Gardner, Ann Gillespie, Charles Glass (), Keith Grantham (), Eugene Hart, Ken Heil, Wendy Hodgson, Adriana Hoffmann, Fred und Catherine Kattermann, Michael Long, Joe McAuliffe, Robert und Sue Maule, Paul Mill, Carlos Ostolaza, Mark Porter, Patrick Quirk, Jon Rebman, Hernando Sánchez-Mejorada (), David Sands, Susan Skillman, Liz Slauson, Timothy Swanberg, Nigel Taylor, Brian Thompson, Jan Thwait, James S. Todd, und Robert S. Wallace. Die folgenden botanischen Gärten erlaubten mir freundlicherweise, in ihren Sammlungen Pflanzen zu fotografieren: Botanischer Garten Berlin, Desert Botanical Garden, Huntington Botanical Gardens, Jardin Exotique de Monaco, Royal Botanic Gardens Kew, Jardín Botánico Tropical "Pinya de Rosas", St. George Village Botanical Garden of St. Croix sowie die Sukkulenten-Sammlung Zürich. Die Grundlagenarbeit wie auch die Entstehung des Lexikons waren nur dank der Unterstützung und Ermutigung durch Kollegen der Internationalen Kakteensystematikgruppe (ehemals auch als Cactaceae Working Party der IOS bekannt) möglich. Alle Mitglieder dieser Gruppe waren in der einen oder anderen Weise behilflich, aber ich möchte Mats Hjertson, Fred Kattermann, W. A. und Betty Fitz Maurice, James Mauseth, Donald Pinkava, Jon Rebman, Wolfgang Stuppy, Nigel Taylor und Robert Wallace besonders für ihre Unterstützung danken - sei es in Form des Durchlesens von Manuskriptteilen, der Beschaffung wichtiger Daten oder der Bestätigung von Bestimmungen. Besondere Unterstützung erfuhr ich von Prof. Dr. Wilhelm Barthlott, und ich bin ihm besonders auch für sein Geleitwort sehr dankbar. Die Zusammenstellung dieses Buches wäre ohne die direkte und indirekte Hilfe von David Hunt weit schwieriger gewesen. Seine redaktionellen und organisatorischen Fähigkeiten haben die Arbeit der Internationalen Kakteensystematikgruppe besonders erfolgreich gemacht und verschiedene daraus resultierende Publikationen überhaupt erst ermöglicht. Dafür bin ich ihm besonders dankbar. Auch der gesamte Mitarbeitendenstab des Desert Botanical Garden war eine große Unterstützung und Hilfe. Besonders danke ich dem früheren leitenden Direktor Dr. Robert G. Breunig, der seinem Wunsch nach der Zusammenstellung eines solchen Buches Ausdruck gab. Auch seine Nachfolgerin Carolyn O'Malley hat das Projekt unterstützt. Die folgenden Mitarbeitenden haben sowohl die Forschung wie auch die Schreibarbeit wesentlich unterstützt: Jane Cole, Dianne Bean und Jennifer Orf (Bibliothekarinnen) und Patrick Quirk (Kakteengärtner). Die Abbildungen stellen einen wesentlichen Teil des vorliegenden Lexikons dar, und ich bedanke mich bei allen Kollegen, die mich großzügig durch Ausleihen von Dias und anderen Fotografien unterstützten: Alberto Areces-Mallea, Wilhelm Barthlott, Graham Charles, Urs Eggli, Erben von Charles Glass (), Keith Grantham (), Ruth Greenhouse, Fred Kattermann, Roberto Kiesling, Myron Kimnach, Beat Leuenberger, George Lindsay, James Mauseth, Roy Mottram, Reto Nyffeler, Carlos Ostolaza, Werner Rauh (), Jon Rebman, Gordon Rowley, Stacy Schaefer, Douglas Sharon, Jean-Marie Solichon, Nigel Taylor, und Bill Weightman. Die Herkunft der Fotos ist dem Bildquellenverzeichnis am Ende des Buches zu entnehmen. Die Zeichnungen der verstorbenen Lucretia Breazale Hamilton wurden vom Desert Botanical Garden zur Verfügung gestellt. Schließlich ist es mir ein besonderes Anliegen, meiner Frau für die Hilfe und Unterstützung zu danken. Adele hat zahlreiche Stunden mit mir im Feld verbracht und ihre Liebe und Unterstützung war für die Arbeit an einem solchen Buch unerlässlich. Vorwort des Übersetzers Ein Werk wie das vorliegende Lexikon zu übersetzen, ist keine Aufgabe, die man leichtfertig zusagt. Entsprechend habe ich diese Aufgabe auch erst nach reiflicher Überlegung übernommen. Der Grund für die Schwierigkeiten einer solchen Übersetzung liegt einerseits im Umfang des Buches und der Materialfülle begründet, andererseits aber ganz besonders auch in der Tatsache, dass die vergangenen paar Jahre in atemberaubendem Ausmaß neue Publikationen über die Kakteen gebracht haben. Ted Anderson's Buch repräsentiert im Wesentlichen den Kenntnisstand von ungefähr 1999, und neuere Daten konnten während der Drucklegung nur noch punktuell eingearbeitet werden. Zum Zeitpunkt des Erscheinens im Frühjahr 2001 war das Lexikon seit fast 30 Jahren das erste Buch, das die gesamte Kakteenfamilie nach einheitlichen Kriterien lexikographisch aufarbeitete. Entsprechend wurde das Werk auch weltweit als Meilenstein in der Kakteenliteratur betrachtet. In den seit der Fertigstellung des ursprünglichen Manuskriptes vergangenen fünf Jahren ist die Forschung aber nicht stehen geblieben, und es wäre zu einfach gewesen, einfach eine Übersetzung der Originaltexte zu liefern. Entsprechend habe ich - mit der nötigen gebührenden Zurückhaltung - die ursprünglichen Texte um die seit 1999 publizierten Resultate ergänzt und im Bedarfsfalle auch kritisch korrigiert und standardisiert. Besonders im Zusammenhang mit dem von David Hunt redigierten, geplanten Cactus Lexicon wurden in den letzten Jahren zahlreiche größere und kleinere Umstellungen und neue Klassifikationen von Artengruppen und Gattungen publiziert. Einerseits war es mir als Übersetzer im Rahmen der redaktionellen Bearbeitung ein Anliegen, diese in der Regel im Schöße der Internationalen Kakteensystematikgruppe entstandenen Neuheiten weitgehend umzusetzen, um eine möglichst große Übereinstimmung mit dem in naher Zukunft zu erwartenden Cactus Lexicon zu erreichen. Andererseits sind aber nicht wenige dieser Neuheiten - genauso wie Neuheiten aus anderen Publikationen - mit ungenügenden oder gelegentlich auch überhaupt ohne unterstützende Daten, Argumente oder Diskussionen veröffentlicht worden. Wenn dazu noch weit divergierende Ansichten verschiedener Spezialisten für ein und dieselbe Gruppe berücksichtigt werden müssen, oder einzelne Autoren sogar selbst innerhalb kürzester Zeit zu neuen Resultaten und entsprechend völlig umgestellten Klassifikationen kommen, wird eine Entscheidung für eine der Klassifikationsmöglichkeiten erst recht schwierig. So wurde versucht, einen moderaten Mittelweg einzuschlagen, wie er wohl auch von Ted Anderson gewählt worden wäre. Bei Gruppen, für die bisher keine modernen Bearbeitungen vorhanden waren, fiel die Entscheidung in der Regel leicht, sich auf eine neuere Quelle zu stützen. Bei konkurrierenden Arbeiten zu ein und derselben Gruppe hingegen mussten oft Kompromisse eingegangen werden, und es ist zu hoffen, dass meine Entscheidungen die Interessen der Leserschaft dieses Lexikons gebührend berücksichtigen. Ein besonderes Anliegen war mir auch die redaktionelle Standardisierung der Beschreibungen und anderer Daten. Dank der heute allgegenwärtigen Unterstützung durch EDV-Systeme war das insbesondere in Bezug auf Synonymien, Abkürzungen, Publikationsdaten etc. ein verhältnismäßig leichtes Unterfangen. So enthält die vorliegende Übersetzung in all diesen Punkten umfangreiche Ergänzungen und kleinere oder größere Korrekturen, die mehrheitlich auf der Grundlage der an der Sukkulenten-Sammlung Zürich erstellten Datenbank aller Sukkulentennamen beruhen. Zahlreiche auch ältere Namen wurden so aufgenommen, und es war mit ein Ziel, mindestens alle seit 1950 im jährlich von der IOS herausgegebenen Repertorium Plantarum Succulentarum als gültig bezeichneten Namen zu erfassen. Auch bei den einzelnen Beschreibungen waren fallweise Ergänzungen oder auch Korrekturen nötig. Nicht selten war mir als Übersetzer Literatur zugänglich, welche der Originalautor offensichtlich nicht zur Hand hatte. Dadurch wurden z. B. ergänzende Beschreibungen von Blüten oder Früchten möglich, von welchen im Originalbuch noch angenommen wurde, dass sie unbekannt seien. Die Vielfalt der mir zugänglichen Literatur insbesondere europäischen Ursprunges ermöglichte so eine optimale Ergänzung der hauptsächlich auf angelsächsischen Quellen beruhenden Originaltexte. Besonderes Augenmerk wurde auf die Verbreitungsangaben gelegt. Diese sind im Original für viele Taxa relativ summarisch gehalten. Die Übersetzung unternahm den Versuch, hier weitmöglichst einen vergleichbaren Standard zu bieten und gibt in der Regel genauere Angaben bis auf die Ebene der Provinzen oder Bundesstaaten. Für die in Argentinien, Bolivien und Peru vorkommenden Taxa wurden dazu inbesondere die von Kiesling 1999, Navarro 1996 und Brako & Zarucchi 1993 publizierten Checklisten zu Grunde gelegt, für Mexiko der 2003 erschienene Katalog von Gúzman & al. Ebenfalls eingearbeitet wurden zahlreiche Einzelpublikationen. Schließlich wurden auch einige neue Datenelemente in die vorliegende Übersetzung aufgenommen. Es handelt sich einerseits um Angaben über die Typifizierung (Sammler, Sammelnummer und grobe Herkunft des Typs sowie bekannte Hinterlegungsherbarien bzw. Angaben über Lectooder Neotypen). Andererseits werden bei vielen Gattungen und Arten speziell wichtige Literaturstellen zitiert, um den interessierten Lesenden den Zugang zu weiterer und oft auch konfliktträchtiger Literatur zu ermöglichen. Damit orientiert sich die vorliegende Übersetzung am Standard der 2001-2003 erschienenen vier Bände des Sukkulentenlexikons. In gleicher Art wurde für größere Gattungen - wo vorhanden - auch eine grobe infragenerische Gliederung eingefügt, um den Überblick über die Zuordnung der einzelnen Taxa zu erleichtern. Die Nummerierung der entsprechenden infragenerischen Taxa wird dabei der Taxonbeschreibung in eckigen Klammem vorangestellt. Von besonderer Wichtigkeit ist die Klassifikation auf der Ebene der Gattung. Die seit Mitte der 80er Jahre vor allem von angelsächsischen Autoren favorisierten grösseren Umstellungen bzw. Zusammenfassungen von Gattungen haben vielerorts zu hitzigen Diskussionen Veranlassung gegeben. Einiges hat sich zwischenzeitlich als sehr nützlich und sinnvoll erwiesen, während anderes noch immer heiß umstritten ist. In den allermeisten Fällen wurde in der Übersetzung dem Originalkonzept von Ted Anderson gefolgt, insbesondere wenn neuere Untersuchungen (und hier vor allem DNA-Analysen) die Richtigkeit der Entscheidungen untermauert haben. In einigen anderen Fällen hingegen schien es geraten zu sein, anders zu entscheiden. Dies betrifft im Wesentlichen drei Verwandtschaftskreise:
Schließlich wurde auch der Versuch unternommen, etwas Einheitlichkeit in die Behandlung der Hybridgattungen zu bringen. Die Originalveröffentlichung umfasste nur eine kleine Anzahl natürlicherweise vorkommender Gattungshybriden. Da für die Liebhaberei auch zahlreiche künstlich erzeugte Gattungshybriden eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen, wurden die entsprechend der verwendeten Klassifikation nötigen Hybridnamen samt der zugehörigen Synonyme deshalb neu in das Lexikon aufgenommen, zusammen mit einigen weiteren Naturhybriden. Weiterhin ausgelassen bleiben die wenigen Namen für mehrgenerische Hybriden. Solche wurden vor allem aus dem Bereich der "Blattkakteen" beschrieben, aber die Elternschaft vieler dieser komplexen Hybriden ist nicht selten unklar oder wenig stichhaltig, sodass die Auslassung dieser Namen gerechtfertigt erscheint. Ebenfalls nicht aufgenommen wurden einige Namen für Gattungshybriden, deren Existenz unwahrscheinlich ist. Alle diese Ergänzungen sind im Textteil des Lexikons mit dem Vermerk [Ed.] gekennzeichnet. Steht dieser Vermerk im Anschluss an eine Beschreibung, so weist er darauf hin, dass die Beschreibung im Vergleich zur Originalpublikation wesentlich erweitert wurde oder dass es sich um ein neu eingefügtes Taxon handelt. Bei den Bemerkungen bezieht sich der Vermerk [Ed.] jeweils auf den entsprechend gekennzeichneten Abschnitt. Eine Ausnahme machen die einleitenden Kapitel, in welchen Ergänzungen nicht speziell gekennzeichnet wurden. Vor allem das Kapitel zur Kakteenkultur wurde erheblich modifiziert und an mitteleuropäische Bedingungen angepasst. Im Gegensatz zu diesen Ergänzungen wurde hingegen darauf verzichtet, das Kapitel über die Ethnobotanik der Kakteen zu übersetzen. Die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der Kakteen in den verschiedensten Herkunftsgebieten sind ohne Zweifel sehr interessant und eigentlich Grund genug für ein eigenes Buch. So werden hier nur kurze Hinweise auf die wichtigsten Verwendungsmöglichkeiten jeweils bei den einzelnen Gattungen und Arten gemacht, und das muss, nicht zuletzt auch aus Platzgründen, wenigstens vorläufig genügen. Abschließend möchte ich mich bei allen bedanken, die meine Arbeit an dieser Übersetzung mitgetragen oder anderswie helfend ermöglicht haben. Zahlreiche Kollegen haben mich mit ergänzenden Informationen unterstützt. Besonders nennen möchte ich Ralf Bauer (Offenburg), Pierre Braun (Kerpen), Beat Leuenberger (Berlin), Detlev Metzing (Kirchlinteln), Reto Nyffeler (Zürich) und Nigel Taylor (Kew) sowie Helmut Amerhauser (Eugendorf) und Hans Till (Attersee). Sie alle haben sich meinen Fragen geduldig angenommen. Eine ganze Reihe von Kollegen haben mit ihrem zusätzlichen Bildmaterial die vorliegende Ausgabe bereichert, und ich bedanke mich herzlich bei Helmut Amerhauser, Ralf Bauer, Pierre Braun, Reto Dicht, Arto Donikyan, Willi Gertel, Klaus Gilmer, Cyril Hunkeler, Hansjörg Jucker, Beat Leuenberger, Adrian Lüthy, Jonas Lüthy, Reto Nyffeler und Dieter Supthut. Danken möchte ich auch der Witwe von Ted Anderson, Adele. Sie war dem Projekt einer deutschen Übersetzung sehr aufgeschlossen, und ihr Engagement hat mich ermutigt, diese Arbeit zu übernehmen. Ein besonderer Dank geht auch an die Sukkulenten-Sammlung Zürich und ihren Leiter, Dr. Thomas Bolliger. Die im Laufe der letzten mehr als 15 Jahre entstandene taxonomische Datenbank war für die Übersetzungsarbeit eine unerlässliche Grundlage, ebenso die reichhaltige Bibliothek. Schliesslich danke ich dem Ulmer-Verlag für das langjährige Engagement bei der Bereitstellung von Literatur zu sukkulenten Pflanzen im Allgemeinen und speziell für die Bereitschaft, dieses wichtige Werk in sein Programm aufzunehmen. Dr. Nadja Kneissler, Hermine Tasche und Ulla Stammel haben die Gestaltung und Drucklegung umsichtig begleitet und damit dieses schöne Buch erst ermöglicht. Ein letzter und ganz besonderer Dank geht an meine Frau und meinen Sohn. Ohne deren Verständnis für meine Arbeit wäre die Übersetzung des Kakteenlexikons nicht zu realisieren gewesen. Urs Eggli |
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