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Vorwort


Nach unserer Zeitrechnung war es das Jahr 1735. Nach japanischer Zeitrechnung war es das sechsundzwanzigste Jahr der Herrschaft von Kaiser Nakamikado. Es war das Zeitalter der Samurai, der Kriegerkaste, deren Kodex besagte, dass jedes Tun von Loyalität, Mut und Ehre geprägt sein sollte.

Seit mehr als einem Jahrhundert lebte Japan bereits in Frieden. 1603 hatte Ieyasu Tokugawa seinen letzten Gegner im Kampf besiegt. Daraufhin ernannte der Kaiser Tokugawa zum Shogun, zum obersten militärischen Befehlshaber. Seither hatten seine Nachkommen, deren Herrschersitz der prächtige Palast in Edo war, diesen Titel inne.

Der Kaiser hingegen lebte in der Stadt Kyoto und widmete sich dort wichtigeren Pflichten. Jedes Jahr bat er seine Urahnin, die Sonnengöttin Amaterasu, das Land, das sie begründet hatte, auch weiterhin zu beschützen.

Der Kaisersitz Kyoto und die Shogun-Stadt Edo waren durch eine Straße verbunden, die als die damals weltweit meistbegangene Route bezeichnet werden kann - die Tokaido-Straße. Täglich setzten tausende von Reisenden ihre Füße auf diese Straße aus Sand und Stein. Händler und Kunsthandwerker transportierten Seide, Tee, Töpferwaren und glänzende Lackholzschatullen auf dem Rücken von Maultieren - oft aber auch auf ihrem eigenen. Pilger waren auf dem Weg zu einem von Japans wichtigsten heiligen Schreinen, geleitet von der Hoffnung, der dort weilende Kami würde ihnen eine Segnung oder eine Gefälligkeit zuteil werden lassen. Gelegentlich kamen auch Samurai auf ihren Pferden die Straße entlanggeritten. Der Shogun hatte den Gebrauch von Wagen und Kutschen untersagt, aus Sorge, die Räder könnten Spurrillen in den gekiesten Straßenbelag schneiden.

An jenem gewissen Tag begab es sich nun, dass ein Mann und seine Tochter am Straßenrand eine Rast einlegten. Ein Kago kam an ihnen vorbei, eine Sänfte, die von zwei stämmigen Männern mit Lendentuch getragen wurde. Darin saß ein Junge auf der Schwelle zum Mannsein, auf der Schwelle zur Verwirklichung seiner Träume ...