VORWORT

Wie kann man sich die Geschichte des biblischen Israel in Erinnerung rufen? "Biblische Lebensbilder" anzubieten, schien mir die lebendigste Art zu sein zu raffen, ohne allzu große Lücken zu lassen.

Die Brüche von einem Lebensbild zum nächsten sind unvermeidlich. Das Unvorhersehbare ist in jeder Erzählung gegenwärtig, gerade weil es um das Handeln Gottes geht. In der biblischen Geschichte geht es immer wieder um die Frage: "Wird Gott seine Verheißung erfüllen - und worin besteht eigentlich diese Verheißung?" Diese Frage steht ganz konkret in den biblischen Personen immer neu auf dem Prüfstand, in einer Weise, die alle Erwartungen durchkreuzt.

Gleichzeitig sind die biblischen Gestalten nicht einfach hintereinander aufgereiht. Sie sind über die Jahrhunderte hin miteinander solidarisch. Mit jedem Einzelnen beginnt die gesamte Geschichte neu, windet sich um die einem jeden gegebene einzigartige "Stunde". Immer wieder vorkommende Ereignisse sind zahlreich, sehr zahlreich. Man muss genau auf diese Rückbezüge achten, da sie das beste Versteck für Neues bieten.

Wir haben eine begrenzte Zahl von biblischen Personen ausgewählt. Damit verkürzt unsere Sammlung nicht nur die Geschichte des Volkes Israel. Sie verkürzt auch das Porträt jeder Einzelfigur. Die Achtung vor dem Leser verbot uns, allzusehr zu vereinfachen. So wird gelegentlich die Rede von mehreren "Schulen" sein, von verschiedenen "Traditionen", von schwer zu vereinbarenden Versionen, die dennoch miteinander verknüpft sind. Diese Fäden zu entwirren, liegt nicht in unserer Absicht, die nur einer ersten Lektüre biblischer Texte dienen will. Aber wir hoffen, damit zum Lesen der Bibel selbst hinzuführen oder zurückzuführen. Auch bei der Lektüre der biblischen Texte selbst wird der Leser viel Überraschendes finden, Überraschungen ohne Ende. Das soll ihn anregen, nicht beunruhigen.