|
||||||||
Vorwort Nach heutigem Sprachgebrauch läßt eine "Umwelt des AT" Auskünfte über Klima und Bodenbeschaffenheit Palästinas, Ökonomie und Ökologie des alten Israel erwarten. Diese Aspekte wird M.Niemann in NSK-AT Bd. 28 behandeln. Der vorliegende Band ist der Welt des Alten Orients gewidmet, von der das alte Israel einen recht kleinen Teil bildete - wenn auch den wirkungsreichsten. Die Erste Bibel sammelt wie ein Brennglas die Gedanken und Überlieferungen, die Geschichte und Vorgeschichte ihrer Welt und bringt sie auf den Punkt, an dem die Geschichte des christlichen Glaubens ihren Anfang nahm. Die Welt des Alten Orients wird zur Umwelt des AT, indem sie nach Maßgabe dessen erzählt wird, was von ihr in die hebräische Bibel eingegangen ist und darum dem Verständnis der Heiligen Schrift förderlich ist. Die Bibel ist als Text in der Auseinandersetzung mit erlittener wie selbst zu verantwortender Geschichte entstanden; sie hat seit ihrer Entstehung eine nicht minder wichtige Lese- und Rezeptionsgeschichte hinter sich. Durch das Christentum ist die Geschichte der Bibel unsere eigene Geschichte. Es geht hier nicht um die Exotik ferner Kulturen, sondern um die Aufarbeitung einer kollektive Erinnerung, der wir uns nicht entziehen können. Die Welt des Alten Orients ist in ihrer Vielfalt von einem einzelnen nicht darzustellen. Aber nur ein einzelner kann versuchen, sie als ein Ganzes ins Auge zu fassen, auch wenn seine individuelle Perspektive nicht erlaubt, alle Ergebnisse und Sichtweisen der beteiligten Fachwissenschaften gebührend zu berücksichtigen. Auf vieles wäre ich gerne ausführlicher eingegangen. Aber Zeichnen heißt weglassen. Wenn große Männer und Frauen und ihre Taten relativ wenig Raum einnehmen, dann nicht, weil sie nicht interessieren - das Gegenteil ist der Fall -, sondern weil der Überblick über eine ganze Welt die Beschränkung auf grundlegende Strukturen und Prozesse erfordert. Weil das alte Israel ein Bestandteil der Welt des Alten Orients war, enthält dieser Band auch eine "Geschichte Israels in Grundzügen". Da der Blick auf diese Geschichte dabei "von außen", vom Alten Orient her erfolgt, unterscheidet er sich in manchen Punkten von anderen Darstellungen, die sie vom Standpunkt Israels aus betrachten. Zwei aktuelle "Geschichten Israels", in denen der Alte Orient seinerseits gebührende Beachtung findet, können den Leserinnen und Lesern als Ergänzung der hier verfolgten Sichtweise empfohlen werden: H.Donner, Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen, 2 Bde. Göttingen 1984-1986, und J.M.Miller und J.H.Hayes, A History of Ancient Israel and Judah. Philadelphia 1986. Wer die Forschung der letzten zehn Jahre aufmerksam verfolgt hat, wird auf diesen Seiten wenig Neues finden. Die Literatur, auf die sich die Darstellung stützt, ist über die Bibliographien der im Anhang genannten Werke erschließbar; darüber hinaus finden sich im Neuen Bibel-Lexikon, Zürich, das von M.Görg und B.Lang herausgegeben wird und seit 1988 erscheint, zu allen angeschnittenen Fragen Artikel mit weiterführenden Literaturangaben. Ich hoffe, diejenigen Kolleginnen und Kollegen, deren Arbeiten hier dankbar benutzt wurden, ohne daß es möglich war, sie immer namentlich anzuführen, freuen sich trotzdem über ihre Rezeption. Für die kritische Durchsicht einer ersten Fassung danke ich Gisela Belleri Knauf, Jobst Bösenecker, Ulrich Hübner, Michael Niemann und Helga Weippert, für ihre Ermutigung bei einem Unterfangen, das mir oft genug vermessen vorkam, Michael Niemann und dem Herausgeber. Wenn die Lektüre dieser Einführung dazu anregt, die Texte des Alten Orients selbst zu lesen oder wieder zu lesen, Sinuhe und Gilgamesch, Homer und Herodot, vor allem aber die Erste Bibel, hat das vorliegende Buch seinen Zweck erfüllt.
|
||||||||
© Blick ins Buch von Midvox | Informationen für
Verlage
Über Blick ins Buch | Impressum | Datenschutzerklärung | Nutzungsbedingungen |