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Vorwort



Die Vollendung dieses lang erwarteten Buches über TTouch für Menschen ist ein Grund zum Feiern. Endlich gibt uns Linda Tellington-Jones die Informationen und Richtlinien, die es Therapeuten und Laien erlauben, ihre längst berühmten TTouches zu lernen und anzuwenden. Der Tellington TTouch ist leicht nachzumachen und einfach anzuwenden, und weil er erwiesenermaßen funktioniert, lohnt sich jede Mühe beim Lernen. Als TTouch-Forscherin und Krankenschwester habe ich diese Technik bei sehr unterschiedlichen Patienten - und Kolleginnen - angewandt, und das mit bemerkenswerten Ergebnissen. Am wichtigsten aber war, was mir Patienten und andere sagten, nämlich dass sie sich nach einer Behandlung mit TTouch lebendiger, ja menschlicher fühlten.

1996 traf ich Linda zum ersten Mal. Ich nahm in Santa Fe an einem viertägigen Workshop "TTouch für Menschen" teil, mit ungefähr 40 weiteren Teilnehmern aus allen möglichen Lebensbereichen - Masseuren, Krankengymnasten, Krankenschwestern, Tierpflegern, TTouch-Practitionern für Tiere. Wir alle hatten dasselbe Interesse, wir wollten lernen, wie TTouch für und am Menschen funktioniert, bei Kranken genauso wie bei Gesunden. Stundenlang übten wir aneinander, während Linda und ihre Ko-Lehrer sorgfältig prüften, wie wir unsere Finger platzierten, wie unsere Körperhaltung war und wie wir ein- und ausatmeten, um unsere Atemtechnik zu verbessern. Bereits am ersten Tag wurde mir klar, welches Potential für die Schwerkranken, die ich regelmäßig betreute, darin lag. Ich ging in dem sicheren Gefühl nach Hause, nun jede Technik ausprobieren und anwenden zu können, die ich gelernt hatte.

Als ich begann, mein neu erworbenes Wissen in die Praxis umzusetzen, stellte ich fest, dass meine Patienten besser schliefen, seltener Medikamente gegen Angstzustände oder Schmerzen benötigten, ja sogar, dass bei komplizierten Fällen, wie etwa im Fall einer Herztransplantation, Heilungsprozesse einsetzten. Ich hatte endlich eine Behandlungsmethode gefunden, die für Patienten nicht angstbesetzt war, sondern ganzheitlich, und die durch den bedachtsamen Einsatz von Berührung bei geringem Zeitaufwand maximale Erleichterung erzielte. TTouch veränderte meine pflegerische Arbeit bei Schwerstkranken von Grund auf.

Dabei denke ich an einen der ersten Patienten, den ich mit TTouch behandelte. Joe lag auf der Intensivstation, er war 28 Jahre alt, hatte Knochenkrebs und lag im Sterben. Er war schrecklich dünn, denn der Krebs hatte seinem Körper alle Kraft geraubt. Wegen der vielen Metastasen in seiner Lunge konnte Joe kaum noch atmen. Aber er kämpfte, er wollte leben. Unser Ziel war es, ihm soviel Erleichterung zu verschaffen, dass er entlassen werden und zu Hause sterben konnte. Während eines routinemäßigen Bades behandelte ich ihn mit TTouch und bemerkte, wie entspannt und ruhig er war, trotz der furchtbaren Operationsnarben und Tumorschmerzen. Als ich fertig war, drehte er sich zu mir um und sagte: "Diese Sache da, der TTouch... zum ersten Mal seit über einem Jahr fühle ich mich wieder gut in meinem Körper." Ich war verblüfft und zu Tränen gerührt. Dieser einfache Akt der Fürsorge verlieh mir das mächtigste Geschenk, das ich geben konnte. Und das in einer Situation, in der ich - außer dieser Fürsorge - wirklich sonst nichts mehr anzubieten hatte. Am nächsten Tag fragte er mich, ob ich "dieses TTouch-Ding" auch an seiner Mutter machen könnte, die seit vielen Tagen an seinem Bett Wache hielt. Ich tat es. Still und liebevoll beobachtete Joe, wie seine Mutter sich in ihrem Stuhl entspannte und die Augen schloss, um das Gefühl des TTouch zu genießen. In gewisser Weise war dies Joes Geschenk an seine Mutter, eines, das er ihr nicht mehr selbst geben konnte, sondern das ich an seiner Stelle gab. Am Ende war Joe bereit dazu, heimzugehen... Kurz darauf starb er. Der Schatz aber, den er mir hinterlassen hatte, existiert weiter: TTouch ist wichtig für menschliche Beziehungen. Diese Erkenntnis hat mein Leben für immer verändert. Heute bin ich Mitglied der Fakultät der Universität von Minnesota und forsche über die Wirkungen von TTouch. Ich lebe für das Ziel, die Quelle dieses wunderbaren und machtvollen Ansatzes weiter zu entdecken.

Bisher veröffentlichte ich zwei Studien über die Wirkung des TTouch bei gesunden Menschen. Beim ersten Versuchsaufbau untersuchte ich den Einfluss des TTouch im Vorfeld der Blutabnahme. Ich stellte fest, dass Blutdruck und Herzschlag der Patienten, die getoucht wurden, während sie auf die Blutentnahme warteten, um rund 10% niedriger lagen als üblich - dies sind klinisch und statistisch signifikante Unterschiede (Wendler 1999). Die zweite Studie untersuchte die qualitative Wirkung der TTouches. Es zeigte sich, dass die meisten Probanden TTouches als "entspannend", "beruhigend" und "beschützend" empfanden (WENDLER 2000).

Um die Technik der TTouches für den Alltag zu lernen, muss man nicht unbedingt einen Workshop besuchen, obwohl es interessant und hilfreich sein kann. Alles, was Sie brauchen, ist jemand, der bereit dazu ist, mit Ihnen zu üben - oder Sie üben an sich selbst! Denn jetzt gibt es dieses lang ersehnte Buch, in dem Linda ihr Wissen einem breiteren Publikum zugänglich macht. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Erfolg, wenn Sie die TTouches ausprobieren. Bitte schreiben Sie Linda und erzählen Sie ihr von Ihren Erlebnissen und Erfahrungen mit dieser einzigartigen Form liebevoller Berührung. Auf diese Weise... bleiben wir alle in Berührung miteinander.


M. Cecilia Wendler, RH (Registered Nurse), Ph.D. (Philosophy Doctorate Emphasis on Research), CCRN (Critical Care Registered Nurse), Associate Professor, Nursing Systems University of Wisconsin - Eau Claire