|
||||||||
Vorwort Die Thematik dieses Buches - "Das letzte Lebensjahr" - weist den Verfasser wie auch die Leser nicht nur auf die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens hin. Sie wirft darüber hinaus die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen der Gestaltung des Krankheitssowie des Sterbeprozesses auf. Diese Möglichkeiten und Grenzen sind zwar auch, aber keinesfalls allein durch die spezifischen Erkrankungen bestimmt, an denen der Mensch im letzten Lebensjahr leidet. Weitere bedeutende Einflussfaktoren bilden die fachliche und die sittliche Kompetenz der behandelnden, pflegenden und betreuenden Menschen, die infrastrukturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen, unter denen Therapie, Pflege und Betreuung stattfinden, sowie die Möglichkeiten der Teilhabe an sozialen und kulturellen Ereignissen in der Umwelt. Hinzu treten Aspekte, die den gesellschaftlichen Umgang mit Kranksein, Sterben und Tod berühren: Inwieweit werden die Verletzlichkeit, die Vergänglichkeit und die Endlichkeit des menschlichen Lebens in die kulturellen Entwürfe eines "gelingenden" Lebens integriert? Inwieweit wird in diesen Entwürfen auch berücksichtigt, dass das Sterben nicht ein "inferiorer" Teil, sondern ein notwendiger Teil des Lebens ist, in dem auch die individuelle Sinngestalt zur Erfüllung kommen, sich verwirklichen kann? Dabei ist zu bedenken, dass die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft mit Fragen des Krankseins und des Sterbens umgeht, nicht ohne Einfluss auf den individuellen Lebensentwurf und die individuelle Auseinandersetzung mit diesen Grenzsituationen des Lebens bleibt. Zudem entscheidet die Art des gesellschaftlichen Umgangs mit, inwiefern materielle und personelle Ressourcen für die fachlich und sittlich anspruchsvolle Begleitung sterbender Menschen zur Verfügung gestellt werden und damit Sterbeorte entstehen können, in denen das individuelle Leben in einer würdevollen Weise zu einem Abschluss - zu einer Abrundung - gebracht werden kann. Der Verfasser bedankt sich bei den Herausgebern der Reihe für die Übertragung des Themas. Besonderer Dank gilt Frau Prof. Dr. Susanne Zank als jenem Mitglied des Herausgebergremiums, welches in regelmäßigem Austausch mit dem Verfasser stand und diesem wertvolle Anregungen geben konnte. Herrn Kollegen Priv.-Doz. Dr. Eric Schmitt sei für die Möglichkeit der Diskussion zentraler Positionen, Frau Alina Piasny, Kohlhammer Verlag, für die gute Zusammenarbeit bei der Drucklegung des Manuskripts gedankt. - Die zahlreichen fachlichen Impulse, die der Verfasser von seiner Ehefrau, Frau Sylvia Kruse, in allen Fragen der Gerontologie erhält und auch bei der Erarbeitung dieses Themas erhalten hat, seien hier ebenfalls mit Dank erwähnt. In ihrer Arbeit mit älteren Menschen (sie selbst leitet ein Wohnstift) sieht sie sich in vielfacher Weise mit dem Thema der Verletzlichkeit, der Vergänglichkeit und der Endlichkeit des menschlichen Lebens berührt. Vieles von dem, was sie in dieser Arbeit erfährt und verwirklicht, findet auf den folgenden Seiten seinen Ausdruck. Beim Schreiben dieses Buches fühlte sich der Verfasser vielfach erinnert an das letzte Lebensjahr seines akademischen Lehrers Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Thomae, der 1915 geboren wurde und im Jahre 2001 verstarb. Viele Besuche im letzten Lebensjahr dieses Mannes bestätigten eine Erkenntnis und Erfahrung, die der Verfasser in empirischen Arbeiten zur Lebenssituation chronisch kranker und sterbender Menschen gewinnen konnte: Wenn es die Krankheit zulässt, wenn schwerstkranke und sterbende Menschen in einem menschlich anspruchsvollen Umfeld leben, wenn sie ausreichende fachliche Unterstützung erhalten und wenn sie sich in ihrer Biografie auf die eigene Endlichkeit eingestellt haben, so können sie auch in den letzten Monaten und Wochen ihres Lebens eine bemerkenswerte schöpferische Kraft entwickeln - sei es im Seelischen, im Geistigen, im Sozialen oder im Spirituellen. Das letzte Lebensjahr auch von diesem Standpunkt aus zu untersuchen und zu betrachten, ist eine jener Aufgaben, die sich das vorliegende Buch stellt. Heidelberg, im Sommer 2006 |
||||||||
© Blick ins Buch von Midvox | Informationen für
Verlage
Über Blick ins Buch | Impressum | Datenschutzerklärung | Nutzungsbedingungen |