Von den letzten Dingen

Leid, Sterben und Leben aus medizinischer und theologischer Sicht
Buch | Hardcover
230 Seiten
2015
Lehmanns Media (Verlag)
978-3-86541-742-8 (ISBN)
19,95 inkl. MwSt
Prof. Dr. med. Hans Anton Adams ist ein weit über seine niedersächsische Wirkungsstätte hinaus bekannter und profilierter Notarzt und Intensivmediziner.

Bisher als Autor medizinischer Fachbücher und Beiträge hervorgetreten, ist dieses Buch ganz und gar singulär. Im Mittelpunkt steht das ethische wie religiöse Credo des Arztes angesichts von Leid und Tod.
Der Autor widmet sich zunächst aus medizinischer Sicht den letzten Dingen des Menschen: dem Sterben. Unsentimental, eindringlich – und nicht ohne Humor – schildert er dabei seinen ganz persönlichen Kraftquell: seinen Glauben und sein ärztliches Ethos.

Diese Fragen werden in der Folge von renommierten Theologen aus katholischer, evangelischer, jüdischer und muslimischer Sicht beleuchtet und damit in einen großen Rahmen gestellt.

Das Buch ist zugleich eine ganz persönliche Reverenz von Professor Adams nicht nur gegenüber den Ärzten und Pastoren, sondern gegenüber allen Menschen, die Sterbende auf ihrem letzten Weg begleiten. Nicht zuletzt wendet sich das Buch an alle, die sich mit diesen ihren letzten Dingen einmal bewusst auseinandersetzen wollen.

Prof. Dr. med. Hans Anton Adams war bis zum 30.11.2015 Leiter der Stabsstelle für Interdisziplinäre Notfall- und Katastrophenmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover.

Deutsches Ärzteblatt11/2016
Beeindruckende persönliche Erfahrungen

Ein außergewöhnliches und für jeden Mediziner bereicherndes Buch ist erschienen, das mit seinem Titel Bedrückung hervorruft, aber auch neugierig macht, wie ein so erfahrener Arzt in Grenzsituationen am Lebensende in der Notfall-, Intensiv- und Katastrophenmedizin umgeht. Es ist zu wünschen, dass möglichst viele Ärzte, nicht nur Anästhesisten, dieses Buch auch lesen, um sich von der immer drohenden Gefahr des Fachidiotentums freizudenken. Der Autor ist ein überaus erfahrener Anästhesist und Notfallmediziner, der am Ende seiner beruflichen Laufbahn ein zuweilen sehr persönliches Bekenntnis zu Leid, Sterben und Leben mitten in der Gesellschaft abgibt. Recht eindrucksvoll lässt er sich dabei von evangelischen und katholischen Theologen, aber auch von Angehörigen der islamischen Geistestradition und muslimischen Glaubenspraxis unterstützen. Gerade deren Sicht der Dinge ist doch bisher ziemlich fremd und deshalb so lesenswert, da man in einer multikulturellen Gesellschaft mit Patienten unterschiedlicher Konfessionen konfrontiert ist.

Nach dem Kapitel Der Arzt im Spannungsfeld von Leid, Sterben und Leben, das einem die Sicht auf den klinischen Alltag aus einer eher ethischen Sicht eröffnet, setzt sich der Autor mit der Notfallmedizin auseinander. Beeindruckend sind hier die geschilderten zahlreichen persönlichen Erfahrungen des Autors mit Notfallsituationen. Besonders auf die potenziell drohende Verrohung von erfahrenen Notfallmedizinern und Rettungsassistenten weist er mahnend hin. Denn gerade in der Notfallmedizin ist Empathie äußerst angebracht, nicht zuletzt auch Angehörigen gegenüber. Gleiches gilt selbstverständlich auch für die Intensivmedizin, der ein weiteres Kapitel gewidmet ist.
Auf mehr als 30 Seiten des Buches schildert Adams dann seinen persönlichen Lebens- und Glaubensweg. Diesen Weg nachzuerleben ist spannend und anregend zugleich. Zeigt er doch immer wieder auf, wie Adams als katholischer Christ trotz Anfeindungen und Zweifel durch das Leben gegangen ist und seinen Glauben nicht verloren hat, wie es heute so vielen Menschen passiert.

Im letzten Teil des Buches wird schließlich der Frage Was heißt menschenwürdig sterben? nachgegangen. Hier geben Vertreter der katholischen Moraltheologie, der evangelisch-lutherischen Kirche, aus jüdischer Sicht und schließlich auch in der islamischen Geistestradition und muslimischen Glaubenspraxis stehende Autoren informative und oft sehr nachdenklich machende Antworten. Adams hat ein sehr persönlich geprägtes Buch mit vielen eigenen Erfahrungen und Wertungen verfasst, die zum Nachdenken anregen und von seinem tiefen katholischen Glauben durchdrungen sind. Damit schafft er dem Leser die Möglichkeit, sich neue Horizonte zu eröffnen.
— Thea Koch

Die vorliegende Schrift ist ein sehr persönliches Bekenntnis des Autors zu seiner Profession als Arzt, als Humanist und als religiöser Mensch. Sein Lebensmotto könnte lauten: Lebe das, was Du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es!

Das Büchlein beinhaltet äußerst lesenswerte Reflexionen zum Leitthema anhand alltäglicher Situationen, mit denen der Autor als Notarzt, als Intensivmediziner, als Anästhesist, immer aber als religiöser, ganzheitlich orientierter Mensch konfrontiert war. Er schildert anschaulich anhand eigener Erlebnisse, Erfolge, aber auch freimütig eingestandener Fehler seine Entwicklung während eines langen und erfüllten Berufslebens. Zeigt er doch eindrücklich den Weg vom Mediziner, d.h. jemandem der zunächst nur das medizinische Handwerk gelernt hat, zum eigentlichen Arzt, der das Gelernte zum Wohle seiner Patienten in humanistisch-christlichem Sinne einsetzt. In diesem Zusammenhang verweist er zu Recht auf die Parallelität der Entwicklung vom bloßen Theologen zum Seelsorger. Bei allem bestimmt die tiefe Religiosität des Autors unverkennbar die Tonalität. Untermauert wird das v.a. berufliche Credo von Toni Adams durch zahlreiche Bibel- und Literaturzitate sowie Liedtexte. Wo findet der Leser in einem solchen Kontext sonst neben dem Hippokratischen Eid, die 10 Gebote, die leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit, das Te deum laudamus, das Confiteor sowie zahlreiche einschlägige Bibelzitate und Gedichte, so etwa die bekannte Ballade John Maynard von Theodor Fontane oder die Vergeltung von Annette von Droste-Hülshoff.

Aus allen Zeilen spricht ein gerüttelt Maß an ebenso praktischer wie selbstreflektierter Erfahrung, so etwa bei der Sterbehilfe, dass Leid ausgehalten werden muss und seine Abschaffung nicht zur Leitschnur ärztlichen Handelns werden darf.

Bezüglich der Intensivmedizin gilt, dass sie – von Ausnahmen abgesehen – immer nur dann Sinn macht, wenn therapeutisch noch Land in Sicht ist, idealerweise in der Perspektive einer möglichen Rückkehr in ein selbstbewusstes und selbstbestimmtes Leben. Sie muss stets das Ziel im Auge behalten und darf nicht zum bloßen Selbstzweck verkommen.

Dass in diesem Zusammenhang auch die heute viele Menschen beschäftigende Patientenverfügung zur Sprache kommt und, in dubio pro vita, kritisch hinterfragt wird, rundet die Thematik der letzten Dinge ab. Dabei scheut sich der Autor auch nicht, seine eigene Patientenverfügung bekannt zu machen. Hilfreich sind auch die zahlreichen, in den Text eingestreuten Kästen mit Merksätzen wie das erste Recht des Patienten ist ein ausgeruhter Arzt, eine Gewissensentscheidung ist nicht delegierbar, niemals im Streit aus dem Hause zu gehen oder in der Notfallmedizin der Versuchung zu widerstehen, zu früh aufzugeben und vieles anderes Beherzigenswertes mehr.

Abgerundet werden die Darstellungen des Hauptautors durch die Betrachtung der letzten Dinge aus katholisch-moraltheologischer, aus evangelisch-lutherischer, aus jüdischer sowie aus islamischer Sicht.

Für welche Leser ist nun ein solches Buch bestimmt? Zunächst für alle, die sich mit derartigen existentiellen Fragen auseinandersetzen wollen oder müssen. Für Letztere hat es gleichsam hilfreiche Supervisionsfunktion. Um seinen vollen Wert zu entfalten, sollte allerdings beim Leser ein gewisser Bezug zur Medizin bzw. zu Grenzsituationen des Lebens im weitesten Sinne gegeben sein. Andernfalls bedienen die ebenso zahlreichen wie eindrucksvollen Beispiele aus der notfall- und intensivmedizinischen Praxis nur einen gewissen, vom Autor keinesfalls beabsichtigten Voyeurismus und verpuffen.

Alles in allem handelt es sich um ein durch und durch authentisches Büchlein. Es ist ein klares Bekenntnis zum Arzt-, noch besser, zum Menschsein mit all seinen humanistischen und religiösen Werten, geeignet zu kritischer Selbstreflexion und Innehalten.
B. Landauer, Ottobrunn
in Anästh Intensivmed 2015;56:768

Erscheint lt. Verlag 17.8.2015
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 135 x 210 mm
Gewicht 407 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Geisteswissenschaften Philosophie Ethik
Religion / Theologie Christentum Moraltheologie / Sozialethik
Studium Querschnittsbereiche Geschichte / Ethik der Medizin
Schlagworte Arzt / Patient-Beziehung • Leben • Medizin • Memoiren, Berichte/Erinnerungen • Religion • Religion und Glauben • Sterben • Theologie, • Theologie, Medizin, Leben, Sterben, Tod, Unfallrettung • Unfallrettung
ISBN-10 3-86541-742-6 / 3865417426
ISBN-13 978-3-86541-742-8 / 9783865417428
Zustand Neuware
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